: Sag mir, wo ich spielen soll
Die Mittel für die „Spielraumförderung“ sind um ein Drittel gekürzt. Das könnte Kahlschlag bedeuten: Schon jetzt sind weite Teil der Stadt mit Kinderspielplätzen unterversorgt
von Henning Bleyl
Am morgigen Donnerstag muss sich die Sozialdeputation der Bürgerschaft mit den Kürzungen in der Spielraumförderung beschäftigen. Der im April verabschiedete Doppelhaushalt 2008 / 2009 beinhaltet dort Einsparungen von insgesamt 400.000 Euro: Das ist rund ein Drittel der Mittel, die zur Pflege der 254 öffentlichen Spielplätze im Bremer Stadtgebiet bislang zur Verfügung stehen.
Haushaltspolitisch befinden sich die Spielplätze in einer schwierigen Lage: Schon vergleichsweise geringe Einsparungen, die den Gesamtetat nur marginal entlasten, gehen an die Substanz. Andererseits gehören die Aufwendungen für die Spielraumförderung zu den wenigen Haushaltsposten, in denen das Sozialressort überhaupt kürzen kann: Die Personalmittel im Bereich „Kindeswohlsicherung“ sind seit dem Fall Kevin wieder aufgestockt, der allergrößte Teil des Sozialetats ist ohnehin durch gesetzliche Unterhaltsleistungen fixiert.
In dieser Situation favorisiert der Jugendhilfeausschuss, der sich mit den Spielplatzkürzungen bereits befasst hat, einen Kompromiss: Er lehnt den rechnerisch notwendigen „Rückbau“ eines Drittels aller öffentlichen Bremer Spielplätze zu gerätelosen Bolzplätzen ab. Stattdessen soll durch die Streckung der Pflegeintervalle wenigstens ein Teil der Sparquote doch erfüllt werden.
Praktisch würde das vor allem bedeuten, dass Stadtgrün die Büsche und Bäume auf den Spielplätzen radikal stutzt, um entsprechend selten nachschneiden zu müssen. Der zuständige Fachreferent im Amt für Soziale Dienste hält einen solchen Kahlschlag angesichts der Haushaltslage für das kleinere Übel, betont aber die „pädagogische Funktion“ der Versteckmöglichkeiten im Grünen.
Derzeit werde noch die Teilübertragung von Pflegearbeiten auf kostengünstige Beschäftigungsträger geprüft, komplett sei die geforderte Sparquote jedoch keinesfalls erbringbar. Zumal dann auch die finanzielle Unterstützung der Elterninitiativen, die sich um den Betrieb einzelner Plätze kümmern, auf der Kippe stünde. In Bremen existieren noch rund 20 diese meist als Verein organisierten Spielplatzinitiativen, früher war deren Zahl sehr viel höher.
Lediglich fünf Spielplätze sind aus Sicht der Fachverwaltung unproblematisch rückbaubar, Flächenverkäufe sind dabei nicht vorgesehen. Sie liegen in der Neuen Vahr und Tenever, die in Bezug auf Spielplatzflächen rein rechnerisch jedenfalls als überversorgt gelten. Das gilt auch für Huchting, Oslebshausen und Teile von Bremen-Nord.
Versorgungsmaßstab ist die Richtlinie, dass pro BürgerIn – und zwar egal welchen Alters – ein Quadratmeter Spielplatzfläche zu Verfügung stehen soll. Das „Viertel“ verfehlt diese ursprünglich vom „Kinderhilfswerk“ erarbeitete Vorgabe, noch unterversorgter sind Findorff und die Neustadt. Und in Alt- und Bahnhofsvorstadt mit zusammen immerhin 25.000 EinwohnerInnen existieren überhaupt keine öffentlichen Spielplätze.