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Archiv-Artikel

Geld für Naturschutz

Unverbindlich schützen: Industriestaaten sollen laut Minister Gabriel in bedrohte Regionen investieren

BONN taz ■ „Entwicklungsland mit bedrohtem Regenwald sucht Industriestaat für Finanzierung eines Naturschutzgebietes“ – Anzeigen wie diese sollen nach dem Willen von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel künftig auf einer Internetseite des Sekretariats für die UN-Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) erscheinen. „LifeWeb“ nennt der SPD-Politiker die Kommunikationsplattform, für die er am Dienstag beim Treffen der rund 190 Konventionsstaaten in Bonn geworben hat. Er hofft, dass sie dem Projekt am Ende der Konferenz kommende Woche zustimmen werden. Umweltschützer begrüßten den Vorschlag, forderten aber weitere Schritte.

Naturschutzgebiete sind das wichtigste Instrument gegen das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten. Denn Affen beispielsweise können nur existieren, wenn sie Wald zum Leben haben. Doch viele Entwicklungsländer sehen sich außerstande, Gebiete zu kaufen, Förster zu bezahlen und der Bevölkerung, die bisher von der Natur gelebt habt, neue Einkommensquellen zu schaffen. „Oft haben die, die Gebiete ausweisen wollen, kein Geld, und die, die Geld haben, wissen nicht, wo sie es investieren können“, erklärte Gabriel. Auf der LifeWeb-Kommunikationsplattform sollen deshalb Entwicklungsstaaten Flächen melden, die sie mit ausländischer Hilfe schützen wollen. Das können auch bereits bestehende Naturschutzgebiete sein, die stark unterfinanziert sind. Auf der anderen Seite würden Industrieländer – Regierungen, Unternehmen, Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen – ihre Angebote abgeben.

Den Anfang macht Deutschland: Gabriel bekräftigte am Dienstag sein Versprechen, erstmals in diesem Jahr rund 40 Millionen Euro aus dem Emissionshandel für neue Schutzgebiete zu zahlen. Von weiteren interessierten Gebern ist bisher nichts bekannt. Auf der Nehmerseite bekundeten Mexiko, Guatemala, Ecuador, Indonesien und die Demokratische Republik Kongo bei Gabriels Präsentation Interesse. In dem afrikanischen Land geht es um 14 Millionen Hektar.

„Das ist eine gute Idee“, urteilte Wolfgang Kuhlmann, Direktor der Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz. „Aber der Betrag ist nicht sehr hoch, und er geht vor allem in Gebiete, wo es schon Naturschutz gibt.“ Greenpeace kritisierte, dass die Initiative nur freiwillig ist. „Die UN-Vereinbarungen müssen in irgendeiner Form verbindlich werden“, sagte Waldexperte Christoph Thies. Er forderte zudem, einen globalen Fonds zum Schutz der Regenwälder zu schaffen. Dafür sollten die Industriestaaten jährlich 20 Milliarden bis 27 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. JOST MAURIN