: Endstation Knast für Kongos Exvize
Die nächste Station im bewegten Leben von Jean-Pierre Bemba ist vermutlich das Gefängnis des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) im niederländischen Scheveningen. Der ehemalige kongolesische Milizenführer und Vizepräsident wurde am Samstagabend auf Antrag des Gerichtshofs in einem Vorort von Brüssel festgenommen. Bemba war seit dem 16. Mai zur Fahndung ausgeschrieben, die jedoch nicht öffentlich gemacht wurde, um die Festnahme zu erleichtern. Bemba als Chef der Kongolesischen Befreiungsbewegung (MLC) wird vorgeworfen, in den Jahren 2002 und 2003 in den Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik, einem Nachbarland des Kongo, eingegriffen und zahlreiche Kriegsverbrechen begangen zu haben, darunter Vergewaltigungen. Ähnliche Verbrechen soll er im Kongo begangen haben.
Bemba wird bereits in seinem Heimatland wegen Hochverrats gesucht. Als Ende 2002 alle Kriegsparteien des Kongo Frieden schlossen und eine gemeinsame Regierung bildeten, wurde Bemba der mächtigste von vier Vizepräsidenten unter Staatschef Joseph Kabila – zuständig für Wirtschaft und Finanzen. Der Friedensprozess bescherte dem jungen Volkstribun, der in der Öffentlichkeit redegewandt und witzig auftrat, eine neue, zivile Karriere. Er baute seine MLC zur Massenpartei auf. Kaum jemand gab ihm eine Chance auf einen Wahlsieg im Jahr 2006 – bis er im Juli hunderttausende begeisterte Bewohner der kongolesischen Hauptstadt Kinshasas auf die Straße brachte und schließlich Kabila in eine Stichwahl zwang. Der bedrängte Präsident versuchte daraufhin im August, seinen Rivalen umbringen zu lassen. Bei der Stichwahl Ende Oktober besiegte Kabila Bemba dann mit 58 gegen 42 Prozent der Stimmen.
Danach fürchtete Bemba um sein Leben. Er traute sich nicht, seine Garde in der Hauptstadt aufzulösen. Er vernachlässigte den Aufbau einer zivilen Hausmacht in den Provinzen, die ihn vielleicht politisch hätte absichern können. Als seine Garde am 22. März 2007 einen selbstmörderischen Blitzangriff auf Kinshasas Stadtzentrum startete und blutig aufgerieben wurde, saß er bereits im Versteck.
Nach mehreren Wochen in einer Residenz der südafrikanischen Botschaft in Kinshasa fuhr er am 10. April 2007 unter einer UN-Eskorte zum Flughafen und flog mit seiner Frau und fünf Kindern nach Portugal – offiziell, um ein gebrochenes Bein zu kurieren. Doch für Bemba, der aus dem alten kongolesischen Establishment stammt und nach dem Sturz des Diktators Mobutu 1997 einen kleinen Urwaldstaat gründete, war dies der Gang ins Exil. Es sollte nicht seine letzte Station sein. D.J., B.S.