: Botanika: Viecher oder Sauna
Als reine Pflanzenschau ist Botanika ohne Staatsknete nicht zu retten. Unternehmer wollen nun ein Wellness-Center im Rhododendronpark errichten und mit einem kleinen Zoo die Besucher locken
Von Klaus Wolschner
Es gibt vier „Interessenten“, die sich bei einer Ausschreibung für den Betrieb des Pflanzen-Museum „Botanika“ im Rhododendronpark interessieren würden. Das hat das Umweltressort gestern bekannt gegeben. Wer mit welchem Konzept zum Zuge kommen will, bleibt bis zum Ende einer Ausschreibung vertrauliches Geschäftsgeheimnis.
Vor fünf Jahren hatte die Stadt Bremen 17,8 Millionen Euro ausgegeben für „Botanika“. Ein privater Betreiber, der ähnlich wie beim „Universum“ den fertigen Bau übernehmen würde, fand sich aber damals nicht. Seitdem wird Botanika von der Stadt betrieben – mit einem Zuschuss von jährlich rund einer Millionen Euro. Denn die im Wirtschaftsplan einkalkulierten 200.000 Besucher gab es nie. Im vergangenen Jahr beschloss der Senat, die Zuschüsse für Botanika zu streichen und nur die Unterhaltung der Pflanzen noch für ein Jahr zu finanzieren – das waren rund 700.000 Euro. Für das Jahr 2009 steht kein Cent Zuschuss mehr im Haushalt.
Ob die „Interessenten“ damit rechnen können, dass die Summe für die Pflanzen-Pflege weiterhin zur Verfügung gestellt wird, ist also offen. Dass zusätzliche Investitionsmittel für zusätzliche Attraktionen wieder – wie im Falle der Botanika selbst – vom Staat übernommen werden, scheint eher ausgeschlossen. Gesucht wird also die geniale Idee, die es vor fünf Jahren nicht gab.
Calo Petri etwa, der Betreiber von Universum, Vogelpark Walsrode und zukünftig auch des Klimahauses in Bremerhaven, hatte damals klar gesagt, dass eine reine Pflanzenschau nicht ohne staatliche Zuschüsse auskommen kann. Petri wäre damals schon der Wunsch-Betreiber für den Umweltsenator gewesen, winkte aber ab. Was die Sache jetzt für ihn interessanter machen könnte, wären Synergieeffekte mit dem Vogelpark. Ohne Tiere, das ist die Überzeugung von Petri, können nicht 100.000 zahlende Besucher angelockt werden. Auf den jährlichen Zuschuss der Stadt wird Petri, der mehrfach erfolgreich für seine Projekte mit Bremen verhandelt hat, nicht verzichten wollen.
Das wird man auch für Bernd Linke, der die Botanika-Geschäfte seit Jahren im Auftrage des Senats betreibt, unterstellen können. Er hat Interesse angemeldet – ohne größere Investitionen einzuplanen. Auch er stellt sich einen kleinen Zoo vor. Die Schmetterlings-Schau in den letzten Monaten hat das große Besucherinteresse an exotischen Tieren bewiesen.
Andere Interessenten wollen große Investitionen realisieren. Die Betreiber des Sauna-Centers „Oase“ würden die 20.000 Quadratmetern Fläche, die als „Beigabe“ zu Botanika gehören, dafür nutzen. Ein anderer Investor hat erklärt, er würde sich ein „Wellness“-Center im asiatischen Stil mit Hotel im Rhododendrenpark vorstellen können. Im Außenbereich könnte ein Natur- und Freizeitpark mit einem großen Kletterfelsen den Aufenthalt für die Kids attraktiv machen.
Allerdings gibt es immer noch auch die Option, dass die Stiftung um den Unternehmer Klaus Hollweg, die den Betrieb des Rhododendronparks ab dem 1.1.2009 übernehmen will, sich auch für Botanika interessiert, wenn klar wird, was dort sonst im Zweifelsfall „droht“. Hollweg war gestern für eine Stellungnahme zu dieser Frage nicht zu erreichen. Das Interesse des Stifters war es, zu verhindern, dass der der Rhododendronpark in den Sog einer Botanika-Pleite gerät. Umweltsenator Jens Eckhoff (CDU) wollte schon für den Park Eintritt nehmen, um die Botanika-Defizite auszugleichen.
Der zweite Mann in der Stiftung ist der grüne Umweltsenator Reinhard Loske selbst, der vor allem das Interesse hat, die nicht vorhandenen 700.000 Euro in seinem Etat zu sparen. „Das ist das Ziel, mal sehen, wie man da hinkommt“, sagte sein Sprecher vor einiger Zeit zu dem Problem.
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