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Archiv-Artikel

Schura gegen Schünemann

Muslim-Verband zeigt sich in offenem Brief entsetzt über die Ausgrenzung durch Niedersachsens CDU-Innenminister. Kritik an dessen Plänen für Imam-Ausbildung

Von KSC

Man sei „entsetzt, dass ein Minister, der die Aufgabe haben sollte, auf die Integration aller Bürger Niedersachsens hinzuwirken, gläubige Muslime durch Unterstellungen diskreditiert und ausgrenzt“: In einem offenen Brief hat die Schura Niedersachsen, eine Vereinigung von muslimischen Verbänden, Landesinnenminister Uwe Schünemann (CDU) attackiert.

Der Verband kritisierte nicht nur Schünemanns Pläne, künftig Imame an hiesigen Universitäten auszubilden als Einmischung, die die „Neutralitätspflicht des Staates“ verletze. Dass der Vorschlag dazu aus einem Beratergremium zur Integration gekommen war, in dem die Muslime nicht sitzen, stößt offenbar auf noch weniger Gegenliebe bei der Schura, die nach eigenen Angaben sechs der acht muslimischen Dachverbände im Land vertritt. Dafür gehören dem Integrationskreis die Frauenrechtlerin Necla Kelek, der Orientalist Tilman Nagel und der alevitische Sozialwissenschaftler Dursun Tan an. Vertreter „orthodoxer Verbände“, die in der Islamkonferenz des Bundes das Sagen haben, hatte Schünemann ausdrücklich ausgeschlossen. Und gleichzeitig betont, dass in den rund 130 Moscheen in Niedersachsen künftig auf Deutsch gepredigt werden soll, auf freiwilliger Basis, versteht sich.

Als „überzeugte Demokraten“, schreiben die Schura-Vertreter, hätten sie „selbstverständlich nichts dagegen, wenn sich ein Minister Informationen über den Islam von so genannten ‚Islamkritikern‘ einholt“. Das Beratergremium jedoch als „Repräsentanz von Muslimen zu bezeichnen, wäre allerdings ein ‚Ettikettenschwindel“, heißt es in dem Brief.

„Ohne sachlichen Grund“ unterstelle Minister Schünemann den Schura-Vertretern somit, sie würden „den Staat nicht respektieren“: Wer sich „ernsthaft mit der Integration von gläubigen Muslimen“ befassen wolle, solle sich auch „mit den Betroffenen an einen Tisch setzen“, heißt es weiter. Es sei nötig, „mit jenen Kräften des Islams zu sprechen, die gläubige Muslime repräsentieren“. KSC