: Wo der Unterschied zu Hause ist
Karl Hlamkin, der „König des russischen Ska-Chansons“, bringt mit seinem „Unentflammbaren Orchester“ das Shtetl in die Tropen. Morgen gibt es die Mischung aus Straßensongs, Kabarett und Klezmer-Karibik-Klängen auf der Datscha
Gerade war sich Bloggerin Birte auf dem Konzert von Karl Hlamkin und seinem „Unentflammbaren Orchester“ sicher, eindeutig einen Latino-Part ausgemacht zu haben, da entgegnet ihr Begleiter, „dass es grad 1A auch eine Party in Russland sein könnte“. Zwei mögliche Schlüsse zieht die Internet-Journalistin: „Vielleicht ist der Unterschied zwischen dem, was wir als typisch russische Musik uns vorstellen, eigentlich in Südamerika zu Hause“, oder :„Wir hören einfach das, was wir erwarten.“
Während die weit reichenden Implikationen des zweiten Sätzes hier schon aus Platzgründen nicht entfaltet werden können, gibt ein Blick in den PR-Text zumindest Anhaltspunkte für die Entschlüsselung des ersten: Hlamkins Orchester, liest man da, „klingt wie eine Restaurantband aus dem Odessa der 20er Jahre, die in die Dominikanische Republik der 60er übergesiedelt ist“, respektive wie eine „Rumba-Combo, die sich in einem tropischen Shtetl, statt mit Rum, mit Rote-Bete-Schnaps betrinkt“.
Wendet man sich an den als „König des russischen Ska-Chansons“ gepriesenen, rauhstimmigen Hlamkin selbst, erfährt man, es handele sich um „hyperpositive Musik“, „zusammengemischt aus Straßensongs, zeitgenössischem Kabarett und energiegeladenen moldawischen/Klezmer/Latino-Rhythmen und Klängen“. Gespielt im Übrigen von exzellenten Musikern: das „OgneOpasnOrkstr“ versammelt ehemalige Mitglieder von russischen Kult-Bands wie „Leningrad“ oder „Messer für Frau Müller“ und eine beeindruckende Brass-Sektion.
Der Meister selbst, der einst seine Gruppen „Karl Hlamkin und die Alkoholiker für Jesus“ oder „Das Lasst-Uns-Saufen-Orchester“ nannte, hat dem Trinken übrigens mittlerweile abgeschworen. Kefir heißt das Datscha-Getränk der Stunde.
ROBERT MATTHIES
Fr, 30. 5., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30