carsten dohse und franzis stich
: Die Schallplatten-Architekten

Wo die Große Freiheit auf die Reeperbahn trifft, werden auch künftig weiter Autos fahren. „Leider“, sagt Carsten Dohse. Aber das, was künftig Beatles-Platz heißen wird, sei eben dem Wesen nach kein Platz, so der Architekt. Sondern die Einmündung einer Straße. Und „man kann den Verkehrsfluss ja nicht sperren.“ Seit sieben Jahren trommelt ein lokaler Privatradiosender für das Vorhaben. Gestern war erster Spatenstich, und selbst die BBC berichtete. „Ich glaube, dass das der berühmteste Platz Hamburgs wird“, hatte der zuständige Bezirksamtsleiter Markus Schreiber prognostiziert. Scheint was dran zu sein.

Das macht auch den Reiz für die Architekten aus. Denn es ist weder finanziell noch vom Bauvolumen her der wichtigste Auftrag des Büros, das Dohse und Partnerin Franzis Stich 2001 in Altona gegründet haben. Und sonst sind sie auch eher im Hochbau tätig: Für den Umbau des Kulturzentrums Honigfabrik in Wilhelmsburg waren sie verantwortlich, mehrere Auszeichnungen erhielten sie für das genossenschaftliche Wohnprojekt Wendebecken – darunter auch den zweiten Preis der Solar-Initiative Nord fürs Energiekonzept.

Dohse ist 1957 in Hamburg geboren, hat an der dortigen Hochschule für Bildende Künste studiert. Später war er im Büro „Planerkollektiv“ der Projektleiter fürs Museum der Arbeit. Eine persönliche Beziehung zu den Beatles? „Habe ich schon“, sagt er, aber es ist weder die innige der heißgeliebten ersten eigenen Langspielplatte. Noch hat er als Vierjähriger den Star-Club frequentiert. Auch sei der Entwurf keinesfalls nur sein Verdienst: „Der ist absolut im Team entstanden“, sagt Dohse.

Den Wettbewerb dürfte er 2005 gewonnen haben, weil er so einleuchtend ist: Nach Abschluss der Bauarbeiten, wird der Verkehr über eine kreisrunde, leicht erhabene Scheibe mit Rillenbelag geführt. Ein umlaufendes Licht soll eine Drehbewegung simulieren: Das dürftte reichen, um auch den verträumtesten Autofahrer aufmerken – und an eine Schallplatte denken zu lassen. Außerdem ist rund natürlich gut, weil es Platz-Charakter signalisiert. Im Gegensatz zu Durchfahrtsstraße. BES