: Rosé
2007 Villányi Kékfrankos Rosé, Roséwein trocken, Villány, Ungarn, Weingut Hummel, 5,50 Euro
Es gibt Weine, die erinnern an aufdringliche Menschen. Sie scheinen auf den ersten Schluck laut, grell und vordergründig. Doch beim zweiten Schluck gewinnt man einen anderen Eindruck: Was zunächst oberflächlich schmeckte, wirkt nun differenzierter. Und nach dem ersten Glas ertappt man sich dabei, den Wein freundlich zu finden.
So geht es einem oft mit Rosés, die von vielen Weinkennern nicht wirklich ernst genommen werden. Ihre Farbe ist meist pink, der Geschmack muss nur erfrischend und leichtfüßig sein – mehr Ansprüche werden kaum gestellt. Und die meisten Roséweine schmecken dann auch so: ein bisschen nach Himbeersaft und ein bisschen nach Nichts. Sie werden meist auch nicht als Wein, eher als Getränke wahrgenommen. Als Durstlöscher und stille Essensbegleiter sind sie willkommen und werden gern mit Wasser gespritzt, was bei einem guten Rot- oder Weißwein als barbarischer Akt angesehen würde. Rosé ist eine eigene, etwas unernste Weinkategorie, für die offensichtlich andere Maßstäbe gelten.
Leider – denn aus einem Roséwein lässt sich gewiss mehr machen, als die rosa schillernden Billigweine einen glauben lassen, die der Handel jedes Jahr als Sommerweine verramscht. Da Rosés in der Regel aus Rotweintrauben gemacht werden sollten, verwenden zahlreiche Erzeuger für die Roséweinherstellung nur solche Trauben, die ihnen für den Rotwein nicht gut genug sind. Daher sind gelungene Rosés immer etwas Rares. Es gibt nur wenige Winzer, die ordentliche Trauben für die Herstellung verwenden und sich ebenso ernsthaft um sie mühen wie um ihre anderen Weine. Bei der Roséherstellung verbleiben die farbstoffreichen Beerenschalen nur kurz im Saft, sodass dieser nur leicht gerötet wird und sich der beliebte pinkfarbene Ton bilden kann. Dabei gehen auch Gerbstoffe in die Maische über, was dazu führt, dass gute Rosés meist mehr herbe Aromen haben, die ihnen dann kräftige geschmackliche Konturen verleihen. Das ist das Idealbild eines guten Rosés, den man selten antrifft. Roséweine sind ein saisonales Geschäft; wenn der Sommer vorüber ist, sind die meisten längst ausgetrunken und schon vergessen.
Der Villányi Kékfrankos gehört in seiner Preisklasse zu den wenigen Ausnahmerosés, die über eine gute Struktur und ein interessantes Geschmacksbild verfügen. Er wurde aus Trauben der Rotweinsorte Lemberger alias Blaufränkisch gekeltert, die in Ungarn Kékfrankos heißt. Es ist ein einfacher Wein, der rein handwerklich hergestellt wurde. Auf den ersten Schluck wirkt er wirklich etwas aufdringlich, doch das gibt sich schnell. Am Gaumen entwickelt er allmählich eine diffenzierte Fruchtigkeit, die von schöner Frische geformt wird. Das schmeckt nicht nur erfrischend, es macht auch Freude und Appetit.
Bezug: Sechserkarton zum Preis von 36 Euro inklusive Verpackung und Versand, der Zwölfer für 66 Euro. Horst Hummel, Buchholzer Straße 9, 10437 Berlin,Tel. (0 30) 4 45 34 44, E-Mail: hh@weingut-hummel.com