Wie der Preis zum Bild kommt

Wissenswertes für Auktions-Anfänger: Limitpreis oder Schätzwert? Der lange Weg eines Fundstücks von Omas Dachboden bis zur Versteigerung im Auktionshaus

In vielen Haushalten befinden sich Schätze von ungeahntem Wert. Auktionatoren erleben so einiges, wenn sie sich zu Hausbesuchen aufmachen. Die vermeintlich wertvolle Mokkatassensammlung auf dem Buffet ist billig, der Blick des Kenners jedoch fällt sogleich auf ein interessantes Gemälde an der Wand dahinter.

Wenn man ein Gemälde verkaufen will, ist die wichtigste Entscheidung: An wen wende ich mich? Um einschätzen zu können, was Ihr Gemälde wert ist, suchen Sie sich aus dem Branchenbuch einen Auktionator heraus. Eine Vorab-Einschätzung eines später in die Auktion gehenden Gemäldes ist kostenfrei.

Zuerst beschreibt der Eigentümer dem Experten das Gemälde und seine Eigenheiten. Häufig wird zu diesem Zweck ein digitales Foto versandt. Im nächsten Schritt bringen Sie das Gemälde zum Auktionator: Das Original muss „besichtigt“ werden. Zunächst einmal ist zu klären: Wer ist der Maler? Oft handelt es sich um undeutlich signierte Werke, deren Urheber nicht auf Anhieb zu identifizieren ist. Nach Zuordnung ist die Einschätzung des Künstlers schon zu Lebzeiten wichtig, die sich in der Literatur widerspiegelt. Je nachdem, um welche Kategorie von Gemälde es sich handelt, gestaltet sich dann die weitere Recherche: Werke bekannter Künstler, die in Museen ausgestellt sind, geben Anhaltspunkte für den Wert eines weiteren in Privatbesitz befindlichen Gemäldes. Auch Referenzwerte aus vorhergehenden eigenen Auktionen werden herangezogen. Datenbanken und in der Vergangenheit erzielte Preise anderer Werke des Künstlers oder auch ähnliche Bildmotive sind zu sichten. Zentral für die Bewertung eines Gemäldes ist jedoch die Einschätzung des vorliegenden Werkes selbst. Künstlerische Qualität und Attraktivität geben den Ausschlag für oder gegen eine Aufnahme in die Auktion.

Mit dem Eigentümer des Gemäldes wird ein Limitpreis vereinbart, bei dem die Auktion startet. Zur Festlegung des Katalogpreises gibt es dann zwei Möglichkeiten: Entweder wird der ermittelte Limitpreis als Richtwert angegeben oder aber der Wert, bei dem der Gegenstand in der Auktion schätzungsweise landen wird. Schließlich erhält das Gemälde eine so genannte Cavelingsnummer und wird in den Auktionskatalog aufgenommen.

Und wenn Sie Ihr Gemälde lieber behalten wollen? Viele Auktionshäuser erstellen Taxate, das heißt schriftliche Gutachten. Taxate werden beispielsweise von Versicherungen angefordert. Sind Sie Mitglied einer Erbengemeinschaft und Sie wollen einander bei Übernahme wertvoller Kunstgegenstände auszahlen, so bekommen Sie hier ebenfalls Expertisen. KATRIN KESSLER