: Unmusikalischer Kirchenvorstand
Die Mitglieder der Bremer St. Pauli-Kantorei haben lange gezögert, sich an die Öffentlichkeit zu wenden, um auf diesen Konflikt aufmerksam zu machen. Monatelang haben wir gehofft, intern zu einer friedlichen Lösung in dem noch schwebenden Verfahren zu kommen. Nun hat sich der leitende Bauherr an die Öffentlichkeit gewandt und dem Autor leider Informationen gegeben, die nicht der Wahrheit entsprechen. […] Die öffentlich geäußerten Unwahrheiten und rufschädigenden Behauptungen belasten das Klima zwischen der großen Gruppe der ehrenamtlichen Sängerinnen und Sänger und dem Kirchenvorstand der Gemeinde zusätzlich!
Belastet ist die Situation schon dadurch, dass den wohl überlegten Argumenten und Entscheidungen der Bremer St. Pauli-Kantorei ebenso wenig Beachtung geschenkt wurde, wie den Vorstellungen der Findungskommission zur Besetzung dieser Stelle, des Landeskirchenmusikdirektors und der beiden anderen Gemeinden, die zukünftig mit St. Pauli eine Einheit bilden wollen. Auch die drei Pastoren der drei Gemeinden waren derselben Meinung wie der Chor.
Alle diese direkt betroffenen Personengruppen hatten empfohlen, die bestqualifizierten Musiker Karin Gastell und Jörg Jacobi gemeinsam auf die Stelle zu berufen. Dagegen hat sich eine Gruppe von sechs Mitgliedern des Kirchenvorstands von St. Pauli, von denen erklärtermaßen niemand etwas von Kirchenmusik versteht, durchgesetzt und eine Entscheidung herbeigeführt, die für uns untragbar ist. […] Für die üblicherweise notorisch schlecht besuchten Gottesdienste in der St. Pauli-Kirche gehen mit dem Verlust einer guten Kirchenmusik eine sichere Attraktion und ein wichtiges Moment der Gottesdienstgestaltung verloren. […] Ein Gespräch zwischen den drei Gemeinden über die erhebliche Störung des Fusionsprozesses durch diese Besetzungsquerelen steht noch aus, aber die Hoffnung ist gering, dass sich die Dinge dadurch lösen werden. Sollte dies das Aus für die protestantische Kirchenmusik an der St. Pauli-Kirche sein? Damit wäre eine fast vierhundertjährige Geschichte der Musik in der Bremer Neustadt zu einem traurigen Ende gekommen. Der Chor der Kirchengemeinde St. Pauli, also die Bremer St. Pauli-Kantorei, muss sein in diesem Jahr stattfindendes hundertzehnjähriges Jubiläum nun andernorts feiern.ELISABETH DICKMANN, Chorvorstand St. Pauli-Kantorei