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Archiv-Artikel

Van der Hund vom HSWAU

Das Hunde-Geschäft, das man nicht mit Plastiktüte und Schaufel wegräumen muss: Im chicen Stadtteil Uhlenhorst werden in Hamburg Trikots und anderer Sportkram für Hunde verkauft. Die Idee dazu hat der Besitzer aus den USA importiert

Die Schaufensterfront ist mit Fußbällen beklebt. Saisonal geht es auch in der Auslage weiter: Trikots liegen dort herum, die der Form und Größe nach an einen Baby-Body erinnern. Eins in blau mit dem Schriftzug „HSWAU“, ein anderes in schwarz, mit Totenkopf, unter dem das Wort „Sankt Wauli“ prangt.

„Eigentlich ist das eine Notlösung“, sagt Reza Vafa, der im schönen Uhlenhorst Hamburgs erstes Geschäft für Hundemode- und Accessoires betreibt. „Die Lizenzen beim DFB“, beklagt sich der Mann beim Pressetermin, „sind einfach so hoch, dass Kleinunternehmer wie ich sie kreativ umgehen müssen.“ Was manchmal besser, manchmal schlechter klappt. Für „Ronaldog“ möchte man Vafa anerkennend auf die Schulter klopfen, für „Van der Hund“ ihn tröstend in den Arm nehmen.

Die Hundetrikots sind zur Zeit der Renner. „Die Leute lieben sie“, sagt Vafa, der bei der Eröffnung des Ladens vor einem halben Jahr die Trikots noch gar nicht im Sortiment hatte, „Ich wurde immer wieder nach Trikots gefragt“, erzählt er, „da habe ich es einfach gemacht.“ Mit den Fussballtrikots kämen zu seiner überwiegend weiblichen Kundschaft nun auch ein paar Männer dazu, freut sich Vafa, der die Idee für ein Geschäft rund um den Hund „aus den Staaten“ importiert hat, wie er sagt.

Da sei man schon weiter, hier allerdings müsse er „eine Menge Aufklärungsarbeit“ leisten. „Viele Menschen wissen gar nicht“, so klärt er auf, „dass gerade kleine Hunde einfach Kleidung brauchen.“ Anscheinend auch Sonnenbrillen mit UV-Schutz, Typ: sportlich, mit Gummiband.

Überhaupt bietet der Laden vieles, was Hundeliebhabern das Herz höher schlagen lässt. Etwa die Hundetasche der Marke „Loveabledog“ aus knallrotem Kunstleder, die bei 149 Euro liegt, und sich bei jeder Frau mit Achat-schwarzen Haaren wunderbar machen würde. Dem Hündchen, das dort hineingehört, wird die Tasche wie eine Suite erscheinen, so großzügig ist sie geschnitten. Trotzdem wird jeder Uhlenhorster Weltbürger, der ab und an seine Wochenenden auf einer fernen Finca verbringt, mit dem ersten Blick erkennen, dass die Tasche gerade noch als Handgepäck durchgehen wird. Wer noch tiefer für die Töle in die Tasche greifen möchte, sollte das edle, in Italien handgefertigte Schlafmöbel kaufen. Für 300 Euro kann man die große schwarze Schale auf silbernem Sockel gleich mitnehmen. Das wäre doch ein schönes Geschenk für die zu Hause mit ihrem Hündchen wartende Frau, etwas, das sie bestimmt noch nicht hat.

Nach dieser Logik möchte man vieles aus dem Laden gleich mitnehmen. Welcher Hundebesitzer hat schon Dog-Shampoo im Haus? Ein paar edle Hundekekse sind auch immer ein schönes Mitbringsel. Oder lieber gleich das Backbuch für den Hundekuchen? „Viele suchen hier nach Geschenkartikeln“, sagt Vafa. Es stimmt: ich halte auch schon die ganze Zeit Ausschau nach einer Tarnjacke für den Schäferhund meines Nazi-Nachbarn. „Die brauchen keine Jacken“, sagt Vafa, „die haben ja ein dickes Fell.“ Als Nächstes kommen mir die Möpse meiner Nachbarn in den Sinn, ja, wirklich, sie haben gleich zwei. Da gebe es aber ein Problem, sagt Vafa dazu, Möpse könnten unterschiedlich groß sein, von M bis XXXL, da müsse er schon mal einen Blick drauf werfen.

Der Laden heißt übrigens Kawaii. Das Wort kommt aus dem Japanischen und wird überwiegend von jungen Frauen verwendet, wenn sie ein Kleid, ein Hamster oder sonst was ganz besonders begeistert. Man könnte es mit „Süß“ übersetzten. Ich muss jetzt daran denken, weil ich gerade den Siebdruck an der Wand gesehen habe: Pink, die Farbe des Hintergrunds, aber nicht Marilyn lächelt, sondern eine Hundeschnauze stubst mich an.

Man könnte in dem Geschäft den Beweis dafür sehen, dass der Hund zusehends vermenschlicht wird. Angeblich machen ja auch Friedhöfe zurzeit einen großen Reibach mit Hundegräbern. Ja, es ist eigentlich gar nicht zu übersehen: Die Beziehung zwischen Mensch und Hund wird immer inniger. Als ich aus dem Laden heraustrete und einen letzten Blick ins Schaufenster werfe, wundert es mich deshalb gar nicht, das Wort „Hundebesteiger“ zu lesen. Ach nein, „Hundsteiger“ steht auf dem Trikot, der Sebastian ist gemeint.

Trotzdem: Es sieht so aus, als habe die Kinofantasie mal wieder die Wirklichkeit vorweggenommen; es scheint nur noch eine Frage der Zeit, wann der Möter aus „Spaceballs“ das Licht der Welt erblickt. Der was? Der Möter, halb Mensch, halb Köter. MAXIMILIAN PROBST