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Archiv-Artikel

Der Mann fürs Maritime

FRANZ-JOSEF HÖING, 43, kennt Stadtplanung nicht nur aus Elfenbeinturm-Perspektive. Der studierte Raumplaner (Uni Dortmund) arbeitete in verschiedenen Büros. Davor liegt, Urgrund jeder Stadtplanung, eine Ausbildung zum Vermessungstechniker  FOTO: SUBVE

Franz-Josef Höing läuft gerade durch Amsterdam, einen Trupp Studierender im Schlepptau, als per Funk die Bremer Presse über ihn herfällt. Welche Baustelle will er an der Weser zuerst anpacken? Inwieweit sind Hamburgs Hafencity und Bremens Überseestadt vergleichbar? Was hält Höing davon, anders als sein Vorgänger, nicht gleichzeitig Chef der Stadtplanungsabteilung zu werden? All sowas will man wissen von Bremens künftigem Senatsbaudirektor. Am Mittwoch wurde er gekürt – und damit die Vakanz beendet, die der Abgang von Uwe Bodemann nach Hannover im vergangenen Herbst hinterließ.

Höing bestätigt seinen Ruf als eher zurückhaltender, reflektierter Mann: Er will erstmal gar nicht viel sagen. Nicht nur, weil seine StudentInnen – Höing ist derzeit Professor für Städtebau an der Fachhochschule Münster – jetzt mal mehr zum Thema „Housing is back“ erfahren müssen, weshalb man innerstädtische Wohntrends besichtigt. Sondern weil Höing weiß, wie schnell man sich bei den zahlreichen Architektur-AkteurInnen mit vorschnellen Sätzen unbeliebt macht. Es gibt etliche neuralgische Punkte, etwa die Bebauung der mitten im Fluss gelegenen „Weserspitze“.

Dann lässt er sich doch noch hinreißen: An Bremen schätze er insbesondere dessen „nicht-intentionale Schönheit“. Ein eher ambivalentes Lob? Nicht doch: Höing meint die industrielle Patina der zu konvertierenden Hafenbrachen, eben Bremens „hochspannende Morphologie“. Eine Stadt mit geschlossenem Wallring, relativ intaktem Kern, auch noch einem Fluss in der Mitte, die habe ja wohl „Begabungen“, sagt er, um die sie andere nur beneiden könnten.

Höing kennt insbesondere Hamburg. Hier hat er, ebenfalls als Nachfolger Bodemanns, die Projektgruppe Hafencity geleitet. Nun will Höing Bremens „baulich-räumliches Vokabular“ fortschreiben und die Stadt „neu positionieren“ – allzu viel Zeit lässt man ihm dazu nicht: Gerade mal fünf Jahre läuft sein Vertrag. Die Hamburger gestehen ihrem Oberbaudirektor immerhin neun Jahre Erstlaufzeit zu.

Eine sehr konkrete Erwartung dürfen die Bremer nichtsdestoweniger haben: Den Zustand des Bremer Radwegenetzes wird der Münsteraner Höing bestimmt nicht hinnehmen. HENNING BLEYL