: Milchseen in die Güllegrube
betr.: Berichterstattung zum Milchbauernstreik
Nachdem von ersten „Erfolgen“ des Milchbauernstreiks berichtet wird und erste Umsatzausfälle bilanziert werden, aber nur eine einzige Träne einer Allgäuer Bäuerin angesichts unseres neuen Frevels gegenüber unseren Mitgeschöpfen in der taz erwähnt wurde, möchte ich hiermit eine Abbitte an das Milchvieh loswerden, die hoffentlich nicht nur mir aus der Seele spricht:
Liebe Kühe, bitte vergebt uns, dass wir es noch nicht besser können: dass wir euch im engen, überfüllten Stall gefangen halten und nur selten auf die Wiese lassen, dass wir euch mit Nahrung mästen, die ihr nicht mögt, dass wir euch aus Angst vor der Ausbreitung von Krankheiten (gefördert durch euer ungesundes Stallleben) prophylaktisch mit Medikamenten vollstopfen oder gar zu Millionen töten und wegschmeißen, dass wir euch eure Babies wegnehmen, dass wir euch erst Rieseneuter anzüchten, die ihr kaum noch tragen könnt und dann eure im Hochleistungsstress erzeugte Milch weggießen – das alles können wir nie wieder gutmachen!
Wir ehren euch; wir danken euch, dass ihr uns einen Teil eurer Milch abgebt, und wir hoffen, dass es euren Nachfahren einmal vergönnt sein wird, in einem kuhgerechten Leben angemessene Mengen schmackhafter Milch zu einem angemessenen Preis abzugeben!
SABINE MIEHE, Marburg