: Hauptschule produziert noch mehr Verlierer
Der neue Bildungsbericht von Bund und Ländern zeigt eine zunehmende Ungleichheit der Chancen in Deutschland
BERLIN dpa ■ Jeder zweite Hauptschüler hat auch 13 Monate nach Schulende immer noch keine berufliche Ausbildung gefunden. Dies geht nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa aus dem neuen, noch unveröffentlichten Bildungsbericht von Bund und Ländern hervor. Der Bericht wird während der Kultusministerkonferenz (KMK) an diesem Donnerstag in Berlin offiziell vorgestellt.
Während für Hauptschüler die Berufschancen immer schlechter werden, schafft dagegen jeder zweite Realschüler mit mittlerer Reife bereits 3 Monate nach Schulende den Sprung in eine qualifizierte Ausbildung. Der überwiegende Teil der Hauptschüler muss nach Ende seiner Pflichtschulzeit zunächst verschiedene Nachqualifizierungs- und Überbrückungsmaßnahmen durchlaufen, deren „Effektivität und Effizienz“ die Bildungsforscher angesichts hoher Kosten anzweifeln. Denn auch 30 Monate nach Schulende konnten immer noch 40 Prozent der Hauptschüler nicht in eine qualifizierte Berufsausbildung vermittelt werden.
Besonders groß sind die Probleme für junge Männer ohne Hauptschulabschluss oder mit nur schlechten Noten sowie für Einwandererkinder. Das duale System von betrieblicher Lehre und Berufsschule habe eine seiner „traditionell großen Stärken“ eingebüßt, „Kinder aus bildungsschwächeren Gruppen […] beruflich zu integrieren“.
Der nach 2006 nun zum zweiten Mal von Bund und Ländern gemeinsam vorgelegte Bericht bescheinigt dem deutschen Bildungssystem zwar Verbesserungen. Dennoch fordern die Autoren weitere Reformen. So nehme die „Risikolage“ vieler Kinder zu. Mit wachsender Kinderarmut verschärfe sich die im deutschen Bildungssystem ohnehin vorhandene Chancenungleichheit – selbst bei gleich intelligenten Kindern aus Unterschichts- wie aus Akademikerfamilien.
Positiv herausgestellt wird, dass die Nutzung frühkindlicher Bildung deutlich zugenommen habe. Hingegen gebe es immer noch viel zu wenig Studierende. Auch seien die Weiterbildungsaktivitäten deutscher Unternehmen zwischen 1999 und 2005 „merklich gesunken“. Im internationalen Vergleich liege Deutschland in Sachen Weiterbildung „im unteren Mittelfeld“. Auch die Ausgaben der Bundesagentur für Weiterbildung seien im gleichen Zeitraum um etwa 70 Prozent zurückgegangen.