Klinische „Konzeptionslosigkeit“

Die Belegschaft des Klinikums Links der Weser versammelt sich und fordert Aufklärung – im Klinikum Mitte

Offiziell haben sich Peter Stremmel, scheidender Geschäftsführer des Klinikums Links der Weser (LdW) und Diethelm Hansen, der neue starke Mann der Krankenhaus-Holding Gesundheit Nord (Geno) „einvernehmlich“ getrennt, Stremmels Vertrag wird zum 15. Juni aufgelöst. Seine Bezüge bekommt er vorerst weiter, bleibt bis Endes 2008 zudem Chef des Reha-Zentrums Links der Weser. Er wolle weiter in Bremen bleiben, ließ er jetzt verlauten, und gestern ist er in den neuen „Freundeskreis“ des Klinikums LdW eingetreten.

Eine offizielle Erklärung für den Rausschmiss Stremmels gab es auch gestern nicht. Hansen mochte gegenüber der Presse keine Stellungnahme abgeben, überdies, so hieß es aus der Geno, führe er Bewerbungsgespräche. Auch die Suche nach Stremmels Nachfolger hat begonnen.

Der LdW-Betriebsrat, der gestern mehr als 300 der Klinikbeschäftigten zu einer außerordentlichen Betriebsversammlung zusammen trommelte, sieht Stremmel ohnedies als Bauernopfer. Stremmel müsse gehen, um von der politischen Verantwortung für die drohende Insolvenz im Klinikum Mitte abzulenken, so die These des LdW-Betriebsrates, dem auch Linksfraktions-Chef Peter Erlanson angehört. Stremmel sei der einzige der vier Klinik-Chefs gewesen, der sie auch benannt habe. Erlanson forderte einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Klärung der Hintergründe ein, doch bislang seien in Reihen der Opposition nur Linke und FDP dafür – schließlich müsse die CDU sonst „gegen sich selbst ermitteln“, so Erlanson. Und Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) habe den LdW-Betriebsräten erst kürzlich bedeutet, er unterstütze und befürworte Hansen Vorgehen, wolle sich nicht weiter einmischen. Auch Stremmel habe er vor kurzem noch sehr gelobt.

Derzeit fehle es an parlamentarischer Kontrolle sowohl der Geno als auch der vier kommunalen Kliniken, so Erlanson. Zwar gibt es jetzt einen eigenen Ausschuss für die Krankenhäuser im Lande, doch zuständig, so Erlanson, sei die Stadtbürgerschaft – nicht der Landtag.

Die Betriebsräte werfen Hansen „Konzeptionslosigkeit“ vor – und warnen vor „Berliner Verhältnissen“: Ein dortiges Krankenhaus, in dem Hansen bislang Geschäftsführer war, sei „finanziell ziemlich am Ende“, so Betriebsrat Frank Kallmeyer, und die Qualität „massiv eingebrochen“. Links der Weser sollen von rund 1.000 Stellen zunächst 21 gestrichen werden und 73 befristete auslaufen. Bremenweit sind 1.000 von 8.000 Klinikjobs bedroht. „Wir können nachweislich nicht mehr einsparen“, so Kallmeyer, ohne die Qualität der Versorgung und die bislang positive Ertragslage zu gefährden. mnz