Die Rückkehr des Slacker-Königs

Bekannt wurde Stephen Malkmus als 90er-Slacker-Role-Model und Mastermind der Indielegende „Pavement“. Morgen stellt er mit seiner neuen Band „The Jicks“ sein viertes Fast-Solo-Album „Real Emotional Trash“ im Knust vor

Es war eines jener seltenen Konzerte, auf denen die Vorband mal im positiven Sinne beeindruckender war als der Hauptact. Und das will etwas sagen, schließlich handelte es sich bei jenem um die legendären „Sonic Youth“. Aber „Pavement“ stahlen ihnen, damals Mitte der 90er, einfach die Show. Der damalige Drummer begrüßte das Publikum schon am Eingang persönlich mit Handschlag und drückte jedem zehn Pfennig in die Hand – gekleidet in der orangenen Tracht eines Müllwerkers. Das Schlagzeug konnte er, nun ja, bedenklich schlecht spielen. Die Snare auch noch in den Takt zu bekommen, war offenbar zu viel: den Job übernahm Percussionist Bob Nastanovich. Wie überhaupt der Sound wohl am ehesten als „erfrischend“ beschrieben werden konnte: Selten war Dilettantismus auf höherem Niveau, Wahnsinn und Genie näher beieinander. Und Stephen Malkmus, das Mastermind der Band, sah so ungemein Slacker-mäßig „indie“ aus, die perfekte Alternative zum Grunge-Hype.

Im Herbst 1999 spielte die mittlerweile zur internationalen Indie-Legende gewordene Band um den Mann mit den skurrilen, kryptischen bis sinnfreien Texten und dem klirrenden Single-Coil-Sound ihr letztes Konzert. Die angeblichen Gründe zur Auflösung per E-Mail: „Start families, sail around the world, get into the computer industry, dance and get some attention“, spätere Wiedervereinigung allerdings ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

Aber auch nicht mehr so wahrscheinlich. Denn „S. M.“ hat ohnehin weitergemacht. Kurz bei „Kim’s Bedroom“, jenem „Sonic Youth“-Nebenprojekt mit Kim Gordon, Thurston Moore, Jim O’Rourke und Ikue Mori, das nie eine Platte veröffentlicht hat, ein wenig mit den „Silver Jews“.

Und solo. 2001 erschien das erste Album mit seiner Post-„Pavement“-Band „The Jicks“, nun steht das vierte in den Regalen der Plattenläden. „True Emotional Trash“ heißt es und ist heißer Anwärter auf das bis dato beste Malkmus / Jicks-Album. Die längsten Songs hat es in jedem Fall und am meisten „Pavement“ steckt auch drin. Und es rockt! Nicht zuletzt, weil die „Quasi“- und ehemalige „Sleater Kinney“-Drummerin Janet Weiss jetzt neben „Quasi“-Kollegin Joanna Bolme, Mike Clark und „S. M.“ festes viertes „Jicks“-Mitglied ist.ROBERT MATTHIES

Fr, 13. 6., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30