piwik no script img

Archiv-Artikel

Gute und schlechte Informationen

betr.: „Gottes Stellverlegerin“, taz vom 6. 6. 08

Den in Ihrem Artikel geäußerten Verdacht, dass die Industrie- und Handelskammer (IHK) ihren Einfluss bei der Nordsee-Zeitung und dem Sonntagsjournal über die stellvertretende IHK-Vorsitzende und Verlegerin R. Ditzen-Blanke massiv ausnutzt, kann ich nur bestätigen. Ein Paradebeispiel in diesem Zusammenhang ist die Berichterstattung über die von der IHK geforderte Küstenautobahn A22, bei der eindeutig die Interessen der Straßenverkehrslobby vertreten werden. Hier wurde durch Selektion und Aufbereitung von Informationen oder auch einfach deren Weglassen ganz klar Desinformation betrieben. (Z. B. wurde den Lesern immer wieder fälschlich eingetrichtert, „der Bau dieser Autobahn ist beschlossene Sache, Widerstand ist zwecklos“, obwohl es dazu erst noch eines Bundestagsbeschlusses bedarf.) Während die Pressemitteilungen der IHK– auch wenn sie schlichtweg falsch sind – eifrig abgedruckt werden, haben Richtigstellungen seitens der A22-Gegner keine Chance auf Veröffentlichung. Als Mitglieder der niedersächsischen Landesregierung zusammen mit IHK-Vertretern, einem Planungsbeamten und dem Eurogate-Chef Schiffer auf ihrer Werbetour für die A22 durch die niedersächsischen Lande zogen, trafen sie z. B. in Bederkesa auf massiven Protest und informiertes Publikum, das die Behauptungen der Damen und Herren auf dem Podium in Frage stellte und großenteils widerlegen konnte. Davon war am nächsten Tag in der Nordsee-Zeitung nichts zu lesen. Stattdessen bot diese ihren Lesern eine Zusammenfassung der ersten Veranstaltungshälfte mit den Referaten der Autobahnbefürworter. Die zweite Hälfte der Veranstaltung fiel in der Berichterstattung fast völlig unter den Tisch. Lediglich ein Abschnitt von ca. 5 Zeilen griff kurz zwei Wortmeldungen der Autobahngegner auf. Ich hatte den Eindruck, auf einer völlig anderen Veranstaltung gewesen zu sein.

ANGELIKA BERNS, Lintig-Großenhain