: Hoffnung für Rosenak-Haus
Ein „Investor“ will das alte jüdische Gemeindehaus für den Rosenak-Verein kaufen. Der Sponsor „Lewy“ ist derweil verschwunden – seine „Crystal Consultants Ltd.“ gehört nun seiner Tochter
Von Klaus Wolschner
In allerletzter Minute hat sich am Dienstag doch noch ein „Investor“ gemeldet, der das alte jüdische Gemeindehaus kaufen würde, wenn der „Verein Rosenak“ dort eine Gedenkstätte betreiben will (vgl. taz 7.6.). Das teilte der Katholische Gemeindeverband gestern mit. Am Mittwoch hatte der Gemeindeverband, der anderthalb Jahre abgewartet hatte, grünes Licht für einen freien Verkauf geben wollen. Das Nachbarhaus ist schon abgerissen, dieses Schicksal hätte auch dem jüdischen Baudenkmal in der Kolpingstraße gedroht. Das Rosenak-Haus ist das einzige Gebäude der alten jüdischen Gemeinde, das die Nazizeit überlebt hat und auch beim Brand der direkt daneben gelegenen Synagoge 1938 keinen großen Schaden genommen hatte.
„Unter der Voraussetzung, dass die Gedenkstätte in diesem Haus auf Dauer realisiert wird, ist der Katholische Gemeindeverband bereit, das Haus zu einem moderaten Preis zu verkaufen. Durch den Verkaufspreis unterhalb des Marktwertes möchte die katholische Kirche ihren Beitrag in dieses Projekt einbringen“, heißt es in der Pressemitteilung. „Der Katholische Gemeindeverband hofft auf viele Unterstützer. Die Erinnerungsarbeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Den Namen des Vermittlers, der dem Verein Rosenak eine neue Chance gibt, wollte weder die Kirche noch der Verein Rosenak nennen.
Der Verein Rosenak hatte in der vergangenen Woche das Scheitern seiner Bemühungen um die Rettung des Hauses bekannt gegeben. Seit Monaten hatte der Verein auf die Zusage des Unternehmers „Henri-Isaac Lewy“ gesetzt, der erzählt hatte, er wolle Ankauf und Renovierung finanzieren. Lewy erweckte den Eindruck, dass er über ein großes Vermögen der „Lewy-Fondation“ verfüge. Lewy hatte allerdings am Ende eine Frist, bis zu der er 200.000 Euro auf einem Notarkonto hinterlegen sollte, verstreichen lassen und sich bis heute nicht mehr bei dem Verein gemeldet. Das Firmenschild „Lewy Foundation“ ist in der Piperstraße verschwunden, der Name „Lewy Foundation“ steht dort nur noch an der Etagentür der „Firma Crystal Consultant Ltd“.
Der Verein war schon früher misstrauisch geworden, als er erfuhr, dass Lewy, der sich als „alias M. Glaeser“ auf der Internet-Seite der Lewy-Foundation vorstellt, in Wirklichkeit Manfred Glaeser heißt und Mitte der 90-er Jahre als Hochstapler zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden ist. In Bremen hatte sich Lewy als Inhaber der „Crystal Consultants Ltd.“ vorgestellt, die das Geld von Anlegern, die mit edlen Metallen spekulieren wollen, in dem alten Bunker im Überseehafengebiet einlagern will. Der Weser Kurier und auch das Handelsblatt hatten im Oktober 2007 recht positiv über die Firmenidee berichtet – ohne die Biografie des Firmengründers Lewy „alias M. Glaeser“ zu kennen. Im Falle des Handelsblattes wurde diese Darstellung bis heute nicht mit einer skeptischen Wertung korrigiert, obwohl zum Beispiel der Fachdienst investment intern unter der Überschrift „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ die Firma unter die Lupe genommen hat. Nach einer gründlichen Analyse der Vertragskonstruktion, die den Geldanlegern angeboten wird, kam investment intern zu dem Fazit, man könne auf Crystal „getrost verzichten“, denn es gebe „auf diesem Markt glücklicherweise eine Reihe seriöser Anbieter...“ Die Bremer Investitionsgesellschaft hatte am 1. April der Firma den Bunker in der Überseestadt verkauft. Die Geschäftsführer, mit denen es die BIG verhandelt hatte, sind inzwischen raus aus dem Unternehmen. Dafür hat Lewys Tochter, die am 3. Dezember aus der Firma ausgeschieden war, inzwischen die Geschäftsführung wieder übernommen. Sie erklärte gegenüber der taz, auch ihr Vater sei raus aus dem Unternehmen – sie habe von ihrem Vater die Anteile übernommen, die Firma mit einem Eigenkapital von 100.000 Pfund gehöre nun zu 95 Prozent ihr. Bei dem Personalkarussell gehe es um eine „komplette Umstrukturierung“ der Firma. Zu den Gründen für das Ausscheiden der bisherigen Geschäftsführerin meinte sie nur, „das war mir lieber so“, sie habe nun einen „besseren Überblick“.