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Archiv-Artikel

Sprachstreit

Beim Fliegen

Sollen die Durchsagen im Flugzeug nach Mallorca, Menorca und Ibiza auf Katalanisch sein? Dazu haben Politiker der Balearen Air-Berlin-Chef Joachim Hunold aufgefordert. In seinem Bordmagazin schrieb er daraufhin, ihm komme das „spanisch vor“ und lehnte ab. Die Reaktion auf den Inseln ist harsch, die Zeitung El Diari d’Balears erklärt Hunold zur Persona non grata, und ein katalanischer Politiker namens Joán Puig Cordón stellt das Logo von Air-Berlin mit Hakenkreuz ins Netz. Dahinter steckt mehr als ein handfester Krach. Denn in Spanien bekommen die Regionalsprachen zunehmend Gewicht.

In Barcelonas Unis wird wie auf den Balearen Katalanisch bevorzugt, was Erasmusstudenten zur Verzweiflung treibt. In Bilbao versteht man die baskischen Plakate der ETA nicht. Und in galicischen Tavernen ist die Speisekarte neuerdings en galego. Javier serviert seinen Fisch nun nicht mehr als pescado, sondern als peixe. Was tun? Immerhin beherrschen die Weltsprache Spanisch rund 455 Millionen Menschen. Soll die Stewardess nach Bilbao demnächst eskerrik asko (danke auf Baskisch) sagen? Und soll man Regionalsprachen lernen, die kaum mehr Menschen verstehen, als Madrid Einwohner hat?

Kneipiers in Barcelona bekommen Ärger mit den Behörden, wenn ihr Barname nicht auf Català an den Fassaden steht. Baskische Fußballer müssen baskische Urahnen haben, um dort im Verein kicken zu dürfen. Und in galicischen Säuglingsstationen sind unlängst CDs mit Kinderliedern auf Galego aufgetaucht. Die Kleinen können nicht früh genug hören, wie es richtig klingt. Es stimmt schon: Franco hat die Regionalsprachen verboten und die regionale Kultur gleich dazu. Doch der Diktator starb vor Jahrzehnten und die damaligen Opfer betreiben längst selber Sprachpolitik: Sie grenzen das Español aus.

Wer am Außenrand der Iberischen Halbinsel eine politische Rede hält, wettert am besten gegen die „Españolistas“. Das ist derzeit das Kultwort des „Bloque Nacionalista Galego“. Die Regierung in Santiago de Compostela bezahlt Lokalzeitungen für Beiträge auf Galicisch. Und in Barcelona wird die Forderungen nach weltweiten katalanischen Botschaften laut. Und nun eben auch nach katalanischen Begrüßungen im Flieger nach Malle. Bleibt die Frage, was „Völkerverständigung“ auf Katalanisch heißt. Im eigentlichen Sinne wohl: „mir doch egal“.

TOBIAS BÜSCHER