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Loretta und ich

Auf dem Weg ins Hotel

Künstler und Gewehre, irre Geräusche. „Bitte gebt Meldung“, wisperte es aus einer Funke. Ein Polizistenpaar streifte über die Kirmes. Wir versteckten uns in der Menge. Zwischen Untergrundinstinkt und Karrierewillen krochen wir als codierte Soldaten durch den Sand, naturnahe Bestattungen, die Sonne in den Pinien und wir im Schutz der Fahrgeschäfte, zwei Sprünge im Bild. Vielleicht war alles nur ein Spiel, dachte ich, ein Spiel, das nicht über Blicke, vielmehr über Worte und Handlungen funktionierte. Während wir weiter krochen durch das Streusalz des Blaulichts. Zwei junge Menschen, Anfang dreißig, in T-Shirts, mit Kippen und Bierflaschen. Die Wiedergeburt des Coolen. Niemand konnte uns vorwerfen, dass wir jung waren, niemand brachte uns aus dem Konzept. Wir klauten die Fahnen, die Zigaretten schmeckten nicht, wir rauchten sie trotzdem. Absurd, dieses Rauchen irgendwie, ein Modell von Großzügigkeit: Wir saßen in der Hölle, und in der Hölle musste man rauchen.

Schließlich wurde es dunkel. Loretta sah den Sternen zu, die Sterne wurden unruhig, die Kirmesmusik dröhnte heftig. In der Nähe galt die Hafenbetriebsordnung. Rostocker Nächte auf schiefen Gehsteigen. Wir flüchteten ins Stille, schlenderten in Richtung eines Hotelzimmers, nicht ohne uns zu streiten. Loretta bescheinigte mir die falsche Augenfarbe, für alles. „Sie sollten braun sein, nicht grün!“, sagte sie. „Sich in Augenfarben verlieben, komische Idee“, fand ich. An Zufälle habe ich noch nie geglaubt. Dass das nur Nebenschauplätze waren, half auch nicht weiter. Vorlauf, Rücklauf, wir sahen uns an, Loretta und ich. Die frische Seeluft, die Ohnmacht des Augenblicks. Die Nacht stand uns offen. Die Laune war verdorben.

RENÉ HAMANN

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