Harburg darbt vorerst weiter

Vorerst keine ausreichende Mehrheit unter den Grundeigentümern für gemeinsame Aufwertung der Fußgängerzone Lüneburger Straße. Neue Einkaufszentren zogen Menschen aus dem Umland an, doch die Innenstadt profitierte nicht

Der Versuch, den Einzelhandel in der Harburger Innenstadt flott zu machen, steht auf der Kippe. Ein Antrag, die Fußgängerzone Lüneburger Straße und angrenzende Straßen zum Business Improvement District (BID) zu erklären, schlug am Dienstag vorläufig fehl. Zu viele Grundeigentümer wehrten sich dagegen, Geld für Verschönerungsprojekte ausgeben zu müssen.

Harburg litt jahrelang darunter, dass immer weniger Menschen in seiner Innenstadt einkaufen wollten. Die Leute aus dem Umland fuhren entweder gleich in die Hamburger City oder zu einem der vielen Einkaufszentren auf der grünen Wiese im weiten Umland.

Um diesen Trend umzukehren, beschlossen Stadtentwicklungsbehörde und Bezirk vor bald einem Jahrzehnt, Einkaufszentren in der Innenstadt zuzulassen. Im September 2002 wurden in Sichtweise des Rathauses die Harburg Arcaden eröffnet, 2004 das Phoenix-Center am Bahnhof. Die Betreiber der Einkaufszentren rechneten mit einem Kundenpotenzial von bis zu 560.000 Menschen.

„Fakt ist schon, dass vom Umland Kaufkraft reingeholt wurde“, sagt Thomas Diebold von der Aktionsgemeinschaft Harburg. Allerdings seien auch in Buchholz und Buxtehude weitere Einkaufszentren entstanden, so dass der Effekt nicht so groß gewesen sei wie erhofft. „Die Lüneburger Straße hat mit dem Phoenix-Center verloren“, sagt Diebold. Auch in den Harburg Arcaden stünden Geschäfte leer.

Die Aktionsgemeinschaft hofft, zusammen mit dem BID ein City-Management auf die Beine stellen zu können, das das Freiluft-Shopping in Harburg attraktiver macht. Dabei geht es um eine Aufwertung des öffentlichen Raums, eine attraktive Mischung von Geschäften und gemeinsame Werbung – im Prinzip das, was den Erfolg gemanagter Einkaufszentren ausmacht.

Den BID hat Hamburg als erstes Bundesland gesetzlich verankert. Stimmen zwei Drittel der Grundeigentümer zu, müssen sich alle an der Aufwertung des öffentlichen Raumes beteiligen. Das verhindert Trittbrettfahrerei. Mit dem Geld werden Projekte finanziert, die die Stadt nicht alleine schultern kann und die insbesondere den Geschäften zugute kommen.

Das Verfahren zur Einrichtung des BID läuft. Am Dienstag wurden die Widersprüche gegen das Vorhaben erörtert. Der Initiativkreis für den BID habe den Widerstand offenbar falsch eingeschätzt, sagt Margit Bonacker vom Aufgabenträger Konsalt. Die Gegner hätten zum Teil mit überhöhten Kostenschätzungen argumentiert. Noch sei aber nichts verloren: „Wir haben noch vier Wochen Zeit, um die Restlichen zu überzeugen.“ Sie würde gerne mit dem Einkaufen unter freiem Himmel werben, mit Angeboten, wie sie in den Centern nicht zu finden sind. Ihr schwebt eine Kooperation mit Einrichtungen wie der TU, dem Binnenhafen und dem Helms Museum vor. GERNOT KNÖDLER