: Der Trinkwasserfilter-Betrug
Die Firma Euro Team hat versucht, Kunden durch die Vorführung eines nichts sagenden Experiments vom Schadstoffgehalt des Hamburger Trinkwassers zu überzeugen. Wasser Hamburg wehrt sich juristisch
Das Versorgungsunternehmen Hamburg Wasser hat eine einstweilige Verfügung gegen die Firma Euro Team erwirkt. Verkäufer der Firma hatten versucht, ihre Kunden durch ein nichts sagendes Experiment vom Schadstoffgehalt des Hamburger Trinkwassers zu überzeugen. Dabei wurde suggeriert, die rostbraune Einfärbung von Leitungswasser beim Eintauchen von unter Spannung stehenden Eisenelektroden sei ein Nachweis für eine starke Wasserverschmutzung. Unerwähnt blieb, dass jedes mineralhaltige Wasser bei dieser Prozedur einen rötlichbraunen Farbton annimmt – unabhängig vom Reinheitsgrad.
„Die Verbraucher werden zum Kauf von teuren Wasserfiltern animiert, die völlig überflüssig sind,“ erklärt der Dirk Petersen von der Hamburger Verbraucherzentrale. Seit mehreren Jahren bemühen sich deren Mitarbeiter darum, die Hamburger Bevölkerung über das Thema aufzuklären.
„Die Qualität des Hamburger Trinkwassers liegt oberhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Norm und wird von uns jährlich durch 60.000 Wasserproben überprüft“, sagt der Pressesprecher von Hamburg Wasser, Carsten Roth. Durch die einstweilige Verfügung droht Euro Team nun ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro, falls das Wasserfilterunternehmen weiterhin auf der Basis von falschen Informationen seine Produkte vertreibt. Neben Euro Team bieten noch diverse andere Unternehmen unterschiedlichste Geräte zur Reinigung von Trinkwasser an. Reverse Osmosis Systems, GIE Wasseraktivator oder Edelsteinwasser Set lauten einige der verheißungsvoll klingenden Produktnamen, mit denen die teilweise fragwürdigen Filtersysteme, die zwischen acht und über 2.000 Euro kosten, im Internet vermarktet werden. Für Hamburger Verbraucher sind besagte Filter aufgrund der guten Trinkwasserqualität in der Hansestadt nicht nur unnötig, sondern auch nachteilig.
Umweltberater Dirk Petersen rät von Filtern zur Wasserenthärtung grundsätzlich ab „Die für den Menschen so wertvollen Stoffe wie Calcium, Kalium oder Magnesium werden beim Entmineralisieren fast vollständig entfernt“, sagt er. Ebenso problematisch sei das in vielen Filterprodukten eingesetzte Silbernitrat, das zu Keimabtötung dienen soll. Da einige Keime resistent gegen die Stickstoffverbindung sind, erfüllt die Chemikalie nur bedingt ihren Zweck. Zudem hinterlässt sie schädliche Rückstände im Trinkwasser.
ALMUT ROMANSKI