: Schönes Wetter an der Uni
Rektor Wilfried Müller erläutert die Zukunft: Trotz beschworener Harmonie zwischen Behörde und Universität gefährden Hochschulgesamtplan und Interventionen Forschungsprofil. Und das Budget
von BENNO SCHIRRMEISTER
Es gab nichts zu blockieren: Der Uni-Rektor hatte schließlich die Entscheidung, die Sparvorgaben Hochschulgesamtplan V (HGP) weitgehend umzusetzen, im Frühjahr auf seine Kappe genommen. Entsprechend ungestört verlief gestern die Sitzung des akademischen Senats der Uni – ihres höchsten Selbstverwaltungsgremiums.
Zur Kenntnis zu nehmen hatte das den Rechenschaftsbericht von Rektor Wilfried Müller, nebst Ausblicken in die Zukunft. Die, wie Müller nach den Beratungen einräumte, nicht rosig ist: „Wir haben überhaupt keine Lust, hier immer Krisenmanagement zu betreiben“, so Müller bezüglich der Gefühlslage der Uni-Leitung. Aber offenbar keine andere Wahl: „Es gibt hier keine Planungssicherheit“, so seine Einschätzung der HGP V-Folgen.
Ein verhaltener Wutausbruch vor der Presseöffentlichkeit, dem zweckoptimistische Äußerungen vorausgegangen waren. Müller lobte die Studierenden-Proteste im Wahlkampf, ohne die es die – ebenfalls rektoral gelobte – Koalitionsvereinbarung übereinen Hochschulsonderfonds „nicht gegeben“ hätte. Die Senatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) nannte Müller eine „große Anhängerin der Bremer Uni“. Die „gute Zusammenarbeit“ mit ihrer Behörde lasse es nicht geraten erscheinen, „einen Konfliktfall auszurufen“.
Obwohl es dafür Anlass gäbe: Laut Rektor befindet sich die Uni in einer „widersprüchlichen Situation“. Während sie sich einerseits über den mit 73 Millionen Euro „höchsten Drittmittel-Erwerb ihrer Geschichte“ freuen kann, sind die staatlichen Zuschüsse schon 2007 gesunken. Zwar bloß um wenig dramatische 100.000 Euro. Aber: Das ist der Trend. Und die Kosten steigen ja auch. „Die Erfolge der Vergangenheit werden sich nicht halten lassen“, so Müller, auch nicht durch die Gründung einer Stiftung der Universität oder intensivierte Kooperationen mit privater Jacobs- sowie Oldenburger Ossietzky- und hannoverscher Leibniz-Uni. Während man in der Lehre mit den Sonderfonds-Mitteln leichte Verbesserung zu erzielen hofft, sei die Ausrichtung als Forschungsuni gefährdet.
Was, so Müllers Prognose, spätestens in zwei Jahren wiederum fallende Drittmittel-Einnahmen nach sich ziehen wird: Denn externe Gelder akquiriert nun einmal nur die Forschung. Zum Beispiel die Kognitionswissenschaften: 16 Millionen Euro hat das ZKW seit 1998 eingeworben, anderthalb allein die Arbeitsgruppe Andreas Kreiter, Sie wissen schon, die mit den… uups!, schon wieder ein Konfliktherd: Behörde und Bürgerschaft haben erklärt, den „geordneten Ausstieg“ aus den Affenversuchen anzustreben. Kreiter hat seinen Antrag auf erneute Genehmigung der Makaken-Versuche fertig gestellt, „ich habe ihn an die Behörde weiter geleitet“, so Müller, mehr dürfe er dazu gar nicht sagen. „Wir wollen auch nicht das Prüfungsverfahren der Kommission belasten, indem wir spekulieren, welchen Schaden das Land als Forschungsstandort nehmen könnte.“
Stattdessen spekuliert man über die Raumsituation: Zum Beispiel fehle der Uni ein Audimax. Und es fehlen Arbeits- und Aufenthaltsbereiche, gern mit Steckdosen, für Laptops, weil Batteriebetrieb unzumutbar scheint. Lauter Dinge, die kommen, sobald Geld da ist.