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: Lesen Live

Ingeborg-Bachmann-Preis 2008, Sa., ab 9.05 Uhr, 3sat

Sie sitzen im Halbrund, wie immer. Eine halbe Stunde Lesung, 15 Minuten Diskussion. So geht das zwei, sonst drei Tage lang. Kamerafahrten auf Wassergläser, Zuschauer, die sich eifrig Notizen machen. Die wohl stillste Dauersendung der Welt und nichts weniger als das TV-Event des Jahres: der Ingeborg-Bachmann-Preis, live übertragen aus Klagenfurt am Wörthersee, heuer zum 32. Mal. Erstmals moderiert vom kantigen Dieter Moor. Zielgruppe sind Menschen, die sonst nur Nouvelle-Vague-Filme kucken und sich jeden Frühsommer zum gemeinsamen Ingeborg-TV treffen. Auch wenn das Fernsehfaktotum gegen alle TV-Gesetze verstößt: Es ist Unterhaltungsfernsehen erster Sahne, ein Mix aus Germany’s Next Top Model und Kerners Kochsendung „avant la lettre“. Die Top 14 der Nachwuchsautoren treten gegeneinander an, man achtet nur darauf, was sie anhaben und ob sie lesen können. Die eigentlichen Protagonisten sind die Juroren, die keine Scheu vor Stichworten haben, die nur Insider verstehen: der trockene Klaus Nüchtern, die immer etwas altbackene Daniela Strigl. André Vladimir Heiz, mit seinem leicht exaltierten „C’est pas comique, hein?“, Ijoma Mangold, der fuchtelnde SZ-Kritiker, der immer „Poänte“ sagt. Als Fan vermisst man die Profilneurotikerin Iris Radisch oder die strenge Ilma Rakusa. Und hofft, dass sich zum 25. Jubiläum von Rainald Goetz’ Kinskiesker Lesung heute einer der Autoren mit einer Rasierklinge die Stirn aufritzt. AHA