: Athen vergessen machen
Die deutschen Seglerinnen und Segler wollen bei den olympischen Spielen in China deutlich besser Abschneiden als bei den Spielen 2004 in Athen. Sportdirektor Hans Sendes traut vor allem den Frauen zu, ganz vorne mitzusegeln
Im Leichtwindrevier der chinesischen Hafenstadt Qingdao will die deutsche Segler-Flotte die olympische Medaillen-Flaute beenden und ganz auf Angriff fahren. „Wir wollen an die drei Medaillen von Sydney anknüpfen und Athen vergessen machen“, sagte Tornado-Segler Johannes Polgar (Dänisch-Nienhof) bei der Präsentation des zwölfköpfigen Teams am Rande der Kieler Woche. Sechs Frauen und sechs Männer werden ab dem 9. August in sechs von insgesamt elf olympischen Segeldisziplinen starten.
Der Kieler Bootsbauer Marc Pickel hat für das windarme Olympia-Revier sogar ein neues Boot mit Hilfe der Fachhochschule Kiel entwickelt. „Ich habe sehr viel investiert, auf dem Niveau hat das keiner gemacht“, erzählte der 36-jährige Pickel, der gerade von einem Trainingscamp in China mit Magenproblemen zurückkehrte. Vorschoter Ingo Borkowski (Potsdam) liegt ganz flach.
Besondere Anstrengungen für das Abenteuer Olympia haben auch die Brüder Jan-Peter und Hannes Peckolt (Hamburg/Kiel) unternommen, die gemeinsam zwölf Kilo abnahmen, um in der 49er Gleitjolle besonders flink am Start zu sein (siehe Portrait rechts). Monatelang führten sie die Weltrangliste an, ein großer Titel fehlt ihnen noch. In Kiel nutzten sie das starke Feld zum Training, wurden Neunte.
Tornado-Segler Polgar krönte seinen Ausflug ins Starboot mit einem überraschenden vierten Rang und wird wahrscheinlich nach Olympia in der neuen Klasse starten. „Wir haben hier im Fußball-Fieber gesegelt. Die Stimmung wollen wir nach China mitnehmen“, sagte Polgar.
„Wenn alle ihr Leistungspotenzial abrufen, bin ich optimistisch“, betonte Hans Sendes, der als Sportdirektor des Deutschen Segler-Verbandes zum siebten Mal bei Olympia dabei ist. Er traut besonders den zuletzt erfolgreichen Frauen einiges zu. Die WM-Dritten Ulrike Schümann, Julia Bleck und Ute Höpfner (Berlin) im Drei-Personen- Kielboot Yngling könnten vorne landen.
„Wir sind eine Supertruppe“, erzählte Schümann, „wir quatschen, wir lachen, es klappt gut in dem kleinen Team.“ Sorgen bereiten der Steuerfrau nur die Verhältnisse vor Qingdao: „Es ist ein anspruchsvolles, sehr strömungsintensives Revier. Wenn der Seegras-Teppich noch verschwindet, der Nebel sich lichtet und der Wind ein bisschen stärker bläst, ist alles okay.“
Laser-Radial-Steuerfrau Petra Niemann (Berlin), die bei der Generalprobe in Kiel nicht das Finalrennen der besten Zehn erreichte, kann auf die Erfahrung von zwei Olympischen Spielen bauen und will diesmal endlich auf dem Treppchen landen. „Gold ist eine schöne Farbe, aber das Ziel ist eine Medaille“, betonte sie.
Mit ihrem ersten Sieg bei der Kieler Woche hat Romy Kinzl (Berlin) eine Minimalchance für die Olympischen Spiele gewahrt. Mit einem abschließenden siebten Platz im Finalrennen sicherte sich die Berlinerin am Sonntag den Gesamterfolg auf dem Olympia-Brett RS:X.
„Ich bin überglücklich, der Sieg hat eine große Bedeutung. Es ist eine Bestätigung für das, was ich kann“, sagte die 29-Jährige. „Denn ich bin nur knapp an der Norm für Olympia gescheitert.“ Romy Kinzl könnte am 15. Juli zusammen mit Lasersegler Alexander Schlonski (Rostock) als Härtefall vom Deutschen Olympischen Sportbund nachnominiert werden. DPA