: Löschboot allein zu Haus
Feuerwehr mit Problemen: Zwei der drei Löschboote im Hamburger Hafen sind nicht einsatzbereit. Die Löschbootwache in Harburg ist geschlossen worden. Insider warnen vor Konsequenzen
VON KAI VON APPEN
Für die einen ist es ein Notstand, für Hamburgs Feuerwehrsprecher Peter Braun ist es „nichts außergewöhnliches“: Zwei der drei Löschboote der Feuerwehr sind zurzeit außer Gefecht, so dass die Löschbootwache Harburg für eine Woche stillgelegt werden muss. Für den SPD-Innenpolitiker Andreas Dressel erneut ein Beleg dafür, „dass der Innenbehörde bei Engpässen im Umgang mit der Feuerwehr Sensibilität fehlt“, so Dressel. „Es bleibt zu hoffen, dass diese Woche im Hafen nichts Schlimmes passiert.“
Die Feuerwehr verfügt über drei Löschboote und eine „technische Reserve“. Die Schiffe sind an den Löschbootwachen Harburg und Kehrwiederspitze, die technische Reserve in Finkenwerder stationiert. Noch vor drei Jahren verfügte die Feuerwehr über fünf Schiffe, bis der damalige Feuerwehr-Chef Dieter Farrenkopf den Rotstift ansetzte.
Ein Löschboot muss nun diese Woche zur turnusmäßigen Inspektion in die Werft. „Die Wartung war ausgeschrieben, die können wir jetzt nicht absagen“, betont Braun. Daher trifft es die staatlichen Löscher schon, dass nun das zweite Schiff wegen eines Motorschadens ausfällt. Das einzige intakte Schiff ist nun an den Baumwall beordert worden, so dass die Wache Harburg im Raffineriegebiet faktisch dicht ist. Dennoch weist Braun jede Form der Notlage zurück. Wenn der Sicherheitsstandard gefährdet wäre, hätte die Feuerwehr Alternativen gesucht, beteuert Braun. Vielleicht dadurch, dass ein Schiff aus einem anderen Hafen ausgeliehen wird. Bei Einsatzfahrzeugen an Land hat die Feuerwehr dies vor ein paar Monaten getan, als neue Löschwagen wegen Konstruktionsmängeln ausgefallen waren.
Braun verweist indes darauf, dass sich die Aufgaben der Löschboote in den letzten Jahren gewandelt hätten. „Wir haben keine klassischen Schiffsbrände mehr“, sagt Braun. Das liege zum einen daran, dass brennende Schiffe auf See nicht mehr versuchen würden, noch den Hamburger Hafen anzulaufen, da hier die Brände einst kostenlos gelöscht worden waren. „Das kostet jetzt in Hamburg auch etwas“, so Braun. Außerdem gebe es keine klassischen Stückgutfrachter mehr, da inzwischen alles in Containern transportiert werde.
Daher würden die Löschboote überwiegend dazu genutzt, bei Großbränden die Wasserversorgung durch Elbwasser zu sichern, so Braun „damit nicht das kostbare Trinkwasser genommen werden muss.“
Durch den Ausfall der Löschboote entsteht laut Braun kein Sicherheitsrisiko. „Wenn es bei der Shell brennt, haben die so viele eigene Löscheinrichtungen und Löschschaum vorrätig, dass keine Verzögerung bei der Brandbekämpfung entsteht“, sagt Braun. „Das einzige, was sein würde, ist, dass das Löschboot fünf Minuten später vor Ort ist und so lange Trinkwasser genommen werden müsste.“
Feuerwehr-Insider nehmen den Engpass nicht so auf die leichte Schulter: „Das einzige noch halbwegs intakte Boot müsste zumindest in Harburg bleiben, dort, wo mit der Holborn- und Shell-Raffinerie die Gefahrenpotentiale sind“, so ein Insider. „Vom Baumwall braucht das Boot 30 Minuten zu den Tanklagern.“ Bei den Feuerwehrleuten gibt es die Befürchtung, dass die nächste Stilllegung länger dauern könnte und bei der Sparpolitik demnächst weitere Boote abgeschafft werden.