Echter Oppositionsführer

STEFAN WENZEL, 46, ist seit 2004 Fraktionschef der Grünen. Er studierte Agrarökonomie und arbeitete unter anderem in einem SOS Kinderdorf, bevor er in die Politik ging.  Foto: DPA

Seine Kollegen beschreiben ihn als teamfähigen Integrator und als bisweilen hyperaktives Arbeitstier. Stefan Wenzel war Waldarbeiter, später arbeitete der Diplom-Agrarökonom in einem Bio-Weinhandel. Seit zehn Jahren sitzt der Göttinger für die Grünen im Landtag in Hannover, 2004 übernahm er den Posten des Fraktionschefs von Rebecca Harms. Nun hat Wenzel einen neuen Plan: Er will Chef der Landespartei werden.

Der Posten wird frei, da der bisherige Vorsitzende Raimund Nowak aufhört. Ob sich der weibliche Teil der Grünen-Doppelspitze, Dorothea Steiner, im Februar 2009 gemeinsam mit Wenzel erneut bewirbt, ist noch nicht klar: Steiner liebäugelt mit einer Bewerbung für den Bundestag. Da sich der Vorsitz von Partei und Fraktion nach den Statuten der Partei verbietet, soll Wenzels bisherige Vizin Ursula Helmhold neue Chefin der Landtags-Grünen werden.

Wenzels Schritt kann nicht jeder nachvollziehen. Einerseits punktet er gerade im Landtag. Einige sehen Wenzel gar als „den echten Oppositionsführer“, da die SPD mit sich selbst beschäftigt ist und die Linken „noch üben müssen“. Gerade brachte Wenzel Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) in einer Debatte über die 100-Tage-Bilanz auf die Palme. Andererseits stört es einige Grüne, dass mit der Ausrufung von Wenzels Kandidatur dem Parteitag Fakten vorgesetzt werden: „Die können das nur noch abnicken oder ihn erheblich beschädigen“, heißt es.

„Ich will die Kooperation zwischen Partei und Fraktion deutlich verbessern“, sagt der 46-Jährige. Die Grünen-Themen Klima, Kinder, Bildung seien derzeit en vogue, dennoch habe die Partei bei der Niedersachsen-Wahl im Januar ihr Ziel von zehn Prozent der Stimmen nicht erreicht. Deshalb will er 2009 bei der Europa- und Bundestagswahlen „volles Pfund geben“. Als Umweltexperte, betont Wenzel, bliebe er der Fraktion ja erhalten. KSC