: Zentralvermarktung bleibt
Kartellamt und Fußballbundesliga robben sich wieder aneinander heran. Free-TV wird wesentlicher Faktor
Seit auch die letzten Couchpotatoes gemerkt haben, dass Spitzenfußball nur noch sehr am Rande mit gemütlichem Vereinssport zu tun hat, sondern in erster Linie als hochwertiges Wirtschaftsgut gehandelt wird, ist es kompliziert geworden im TV-Geschäft mit dem Ball.
Seit Monaten prüft das Bundeskartellamt die Zentralvermarktung der Bundesliga durch die in der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zusammengeschlossenen Profiklubs. Ebenso unter die Lupe genommen wird die Vergabe der Rechte an Länderspielen und Pokalfinals durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Knackpunkt ist die Frage, ob dieses Monopol bei der Entscheidung, wer zu welchen Konditionen die begehrte Programmware Fußball bekommt, nicht ein wettbewerbswidriges Kartell darstelle.
Jetzt scheinen sich Fußballbosse und Wettbewerbshüter wieder ein wenig näher zu kommen. Gestern teilte der DFB mit, nach einem Treffen von DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch und den zuständigen Mitarbeitern der Bonner Behörde sei die Austragung der Länderspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und des DFB-Pokals 2008/2009 im zweiten Halbjahr 2008 gesichert.
DFB-Sprecher Harald Stenger ließ zudem verlauten, man habe „vereinbart“, den „konstruktiven Meinungsaustausch zur Klärung offener kartellrechtlicher Fragen (…) fortsetzen“. Das wäre auch besser so: Denn die von der DFL und dem neuen, alten Partner Leo Kirch vorgesehene Ausschreibung der TV-Rechte an der Liga ab der Saison 2009 lässt weiter auf sich warten.
Das Bundeskartellamt bestätigte gestern einen Bericht der FAZ, nachdem auch hier die Zentralvermarktung weiter zulässig sein soll, soweit sichergestellt sei, „dass die Verbraucher angemessen beteiligt werden“. Da die Rechte – zum Beispiel für Free-TV, Pay-TV oder mobile Medien – in sogenannten Pakten zusammengefasst angeboten würden, sei sicherzustellen, dass es hierbei zu einem breiten Rechtesplit komme und nicht etwa alle Rechte in einem Paket angeboten würden, so Kartellamtssprecherin Silke Kaul zur taz. Zur Gretchenfrage, ob die Sendezeit der Spieltags-Zusammenfassung im Free-TV hierbei eine Rolle spielt, mochte das Kartellamt nichts sagen – vor allem Premiere drängt auf eine Verlegung nach 22 Uhr, um das eigene Live-Angebot im Pay-TV zu stärken. „Diese Fragen prüfen wir gerade“, so Kaul.
Dass die Kartellamts-Ansagen so vor allem gegen die Pläne der bislang die Liga live übertragenden Pay-TV-Plattform geht, wies Premiere-Sprecher Torsten Fricke zurück: Man strebe keine „100-prozentige Exklusivität an“, sagte er taz. Hier sei „ein Szenario aufgebaut worden, das sich so gar nicht stellt“. STG