piwik no script img

Archiv-Artikel

Deponie Ihlenberg gefährdet Gesundheit

Uni-Studie ermittelt um gegenüber statistischer Erwartung 80 Prozent erhöhtes Krebsrisiko für Müllwerker der Deponie Ihlenberg in Nordwestmecklenburg. Bloß ist die Studie nicht repräsentativ

Für die Beschäftigten der Abfall-Deponie Ihlenberg im Kreis Nordwestmecklenburg und die umliegende Bevölkerung kann eine Belastung mit krebserregenden Stoffen nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Uni Greifswald, die am Freitag in Schwerin vorgestellt wurde. Hinweise auf durch die Deponie ausgelöste Krebserkrankungen in der Umland-Bevölkerung konnten die Forscher jedoch nicht nachweisen.

Zwar gebe es statistisch gesehen ein „moderat erhöhtes Krebsrisiko“ bei den Beschäftigten der Deponie im Zeitraum von 1983 bis 2004. Das erlaube jedoch keine Rückschlüsse auf die Ursache noch eine Aussage darüber, ob das Risiko fortbestehe, hieß es in der Studie: Zwischen dem Zeitpunkt eines Kontakts zu krebserregenden Stoffen und dem Auftreten einer Krebserkrankung können mehrere Jahre liegen. Die Nachbeobachtungszeit sei daher noch nicht lang genug.

Die Deponie Ihlenberg in Mecklenburg-Vorpommern ist berüchtigt: Sie wurde unmittelbar an der innerdeutschen Grenze in den 1970er-Jahren als Deponie Schönberg angelegt und diente der DDR zur Devisenbeschaffung: Gegen harte Währung wurde Giftmüll, unter anderem Dioxin, aus Westdeutschland importiert und eingelagert. Nach dem Fall der Mauer wurde die Deponie unter dubioser Mithilfe des Rechtsanwalts und FDP-Politikers Wolfgang Kubicki privatisiert und 1991 unter dem unbelasteten Namen Ihlenberg wiedereröffnet.

Für die gestern vorgestellte Studie wurden 460 der 481 von 1983 bis 2004 auf der Deponie beschäftigten Arbeiter untersucht. Bei 18 von ihnen sei es zu einer Krebserkrankung gekommen. Dies sei, hochgerechnet an der Bevölkerungszahl Nordwestmecklenburgs, ein um 80 Prozent höheres Ergebnis als statistisch erwartbar. Allerdings sei dies nicht repräsentativ, weil es sich um „extrem kleine Fallzahlen“ handele. Eine besondere Krebsart sei nicht erkennbar gewesen. Die Untersuchungen sollen fortgesetzt werden, „um zeitnah festzustellen, ob das Risiko fortbesteht“. taz/epd