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Archiv-Artikel

Unnötig entmutigend

betr.: „Ich wollte auch mal“, taz vom 2. 7. 08

Ihr Artikel beschreibt vieles, was mein Mann und ich selbst erlebt haben. Dafür vielen Dank! Allerdings hatten wir professionelle ÄrztInnen, die keine unrealistischen Hoffnungen weckten. Und wir sind offen mit dem Thema umgegangen, so dass wir feststellen konnten, wie viele unserer FreundInnen und Bekannten ungewollt kinderlos sind.

Ihr Artikel ist aber unnötig entmutigend. Auch bei der natürlichen Befruchtung haben ältere Frauen eine durchschnittliche Chance von 10 % oder weniger in jedem Zyklus. Die Erfolgschancen einer medizinischen Behandlung sind daher nicht mit den Chancen einzelner Versuche gleichzusetzen. Schätzungsweise können 50 % der ungewollt Kinderlosen durch die medizinische Behandlung leibliche Kinder bekommen.

Und es wäre wichtig, auf die gesellschaftliche Verursachung der Kinderlosigkeit einzugehen. Frauen wird suggeriert, sie könnten die Vereinbarkeit von Kind und Beruf individuell lösen, z. B. indem sie sich erst beruflich etablieren und dann (ab 35) Kinder bekommen. Ungewollte Kinderlosigkeit ist in ganz erheblichem Ausmaß vom Alter abhängig. Solange Frauen mit dem Kinderkriegen allein gelassen werden und sie versuchen, das Problem individuell durch Abwarten zu lösen, ist ungewollte Kinderlosigkeit für viele vorprogrammiert. ANJA WEISS, München

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.