Kirche knausert beim Lohn

Beschäftigte und Management des DIAKO-Krankenhauses sind sich einig: Die Löhne sollen, wie bei Caritas und Rotem Kreuz, endlich steigen. Doch der Verband sperrt sich – und Streiks sind verboten

Von Christian Jakob

Mit einer „aktiven Mittagspause“ vor dem Gröpelinger DIAKO-Krankenhaus forderten Arbeitnehmer gestern höhere Löhne für die 3.000 Bremer Diakonie-Angestellten. Seit Monaten weigert sich der evangelische Verband den Ver.di-Abschluss für den Sozialbereich zu übernehmen. Doch effektiv Druck machen können die Beschäftigten kaum: Wegen des grundgesetzlichen Selbstbestimmungsrechts der Kirchen gibt es keine regulären Tarifverhandlungen. Folge dieses so genannten „Dritten Weges“ der Lohnfindung: Die Arbeitnehmer dürfen nicht streiken.

Für die Diakonie ist das ein immenser strategischer Vorteil, der bei den Beschäftigten zunehmend für Unmut sorgt. Ihre Geduld sei „ausgereizt“ teilten die Angestellten des DIAKO, der Inneren Mission, Friedehorst und anderer Einrichtungen vor ihrer heutigen Protestaktion mit. Für DIAKO-Betriebsrat Eric Bolenius sind Lohnsteigerungen überfällig. „Die letzten Zuwächse gab es 2004“, sagt er, um magere zwei Prozent seien die Bezüge damals gewachsen. Dieses Jahr soll mit den Nullrunden endlich Schluss sein. Gemeinsam mit Ver.di und der Caritas forderten Arbeitnehmervertreter der Diakonie im Januar acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro.

Nach monatelangen Verhandlungen holte Ver.di für den Zeitraum bis 2009 immerhin 4,3 Prozent und einen Sockelzuschlag von 50 Euro für alle Lohngruppen heraus. „Soziale Komponente“, nennt das Bolenius, weil so die niedrigen Einkommen überproportional wachsen. Die Caritas übernahm den Abschluss vollständig, das Rote Kreuz weitgehend. „Es ist überhaupt nicht einsichtig, wieso nur die Diakonie sich noch sperrt“, sagt Bolenius.

Die lehnt den Ver.di-Abschluss wegen des Sockelbetrages und der kurzen Laufzeit von zwei Jahren ab. An dem für Geringverdiener wichtigen Sockelbetrag wollen die Arbeitnehmer aber unbedingt festhalten. „50 Euro mehr im Monat sind für gering Entlohnte eine Menge. Es ist ein Hammer, dass ausgerechnet die Kirche sich dieser sozialen Komponente verweigert“, sagt Mitarbeitervertreter Christof Fantini.

Von außen, etwa durch Warnstreiks, Druck auf die „arbeitsrechtliche Kommission“ (ARK), in der die Löhne für die Diakonie ausgehandelt werden, auszuüben, ist wegen des „Selbstbestimmungsrechts“ ausgeschlossen. „Seit Monaten gibt es kein akzeptables Angebot“, klagt Betriebsrat Bolenius. Die in Stuttgart ansässige Kommission sei „offensichtlich nicht in der Lage, verantwortliche Lösungen herbeizuführen.“ Er sieht den „Dritten Weg“ als Lohnfindungsmodell gefährdet. „Es stellt sich die Frage, ob diese Kommission noch legitimiert ist.“

Was die Sache etwas absurd macht: Die Geschäftsführung des DIAKO-Krankenhauses wäre, wie auch andere Mitglieder des Diakonischen Verbandes, mit den Lohnerhöhungen durchaus einverstanden. „Unsere Wettbewerbslage erfordert motivierte Mitarbeiter – und das wiederum erfordert eine angemessene Entlohnung“, sagt DIAKO-Geschäftsführer Walter Eggers. Den Ver.di-Abschluss würde er trotz finanzieller Schwierigkeiten „eins zu eins umsetzen“. Doch das DIAKO ist an die ARK-Beschlüsse gebunden. Dass diese seit Monaten „taktiere“, nennt Eggers „nicht zielführend“. Schon im Mai forderte er den Vorsitzenden der ARK schriftlich auf, seine Blockadehaltung aufzugeben.

Ob die Appelle wirken, zeigt sich am Wochenende: Da tritt die ARK zur letzten Verhandlungsrunde zusammen.