„Mopo“-Kahlschlag
: Eine Zeitung als Ware

Die Hamburger Morgenpost (Mopo) taumelt am Abgrund: Um Renditen zu erwirtschaften, presst Medienmogul David Montgomery das traditionsreiche Boulevardblatt und seine Mitarbeiter auf eine Art und Weise aus, die die Einhaltung journalistischer Mindeststandards als nicht mehr gewährleistet erscheinen lassen. Eine Zeitung soll Gelddruckmaschine werden – was drin steht, ist fast egal.

KOMMENTAR von MARCO CARINI

Die Mopo-Krise zeigt, was passiert, wenn Medien zur reinen Ware werden – gehandelt wie Schiffsreedereien oder Restaurantketten. Wo nur Gewinne zählen, bleibt journalistische Kompetenz auf der Strecke – und damit auch die Presse als schlagkräftige vierte Gewalt.

So wie das Privatfernsehen seit seiner Einführung die TV-Landschaft verändert und den Bildungsauftrag der Programmschaffenden in den Hintergrund gedrängt hat, droht auch eine Umgestaltung der Presselandschaft. Wer nicht will, dass Meinungsvielfalt und journalistische Qualität zu Kostenfaktoren im Kalkül von Heuschrecken-Investoren verkommen, muss dem Einhalt gebieten.

Den Mitarbeitern der Mopo wie auch der Berliner Montgomery-Publikationen gebührt dabei die Solidarität ihrer Kollegen und auch ihrer Leser. Damit die schöne neue und bunte Medienplastikwelt nicht schon bald Wirklichkeit wird.