: Endlich drin
„Clipmania“ bringt private Videos aus dem Netz ins TV. MDR und Deutsche Welle TV finden ihr Format innovativ
Private Videos aus dem Netz zu zeigen, ist eine Idee der Privaten. Jetzt wollen auch MDR und Deutsche Welle Videos von Internetnutzern ins Fernsehen bringen. Das neue Format „Clipmania“ wird sich nicht auf „user generated content“ aus dem deutschen Sprachraum beschränken, sondern auch Fundstücke aus aller Welt zeigen. Das Credo der Macher, „Videos von Menschen“ zu zeigen, „die nicht bei Film oder Fernsehen arbeiten“, ist grenzüberschreitend, machen deren Internetvideos dem üblichen TV-Programm doch seit einiger Zeit Konkurrenz.
Was „Clipmania“ dem Netz voraus haben soll, erklärt der Ideengeber der Show, Rolf Rische von DW-TV: „Auf den Videoplattformen im Internet mangelt es an Orientierung. Wir wollen hier eine Auswahl leisten.“ Diese soll sich „streng nach journalistisch fundierten Kriterien“ richten und neben den Videos auch die Geschichte der Macher beleuchten. Blödelvideos dürften also durch das Raster fallen.
Im MDR führt „Quiz Taxi“-Fahrer Thomas Hackenberg durch die 26-minütige, mit Publikum, Band und Gästen aufgezeichnete Show, von der zunächst zehn Folgen geplant sind. Für DW-TV wird eigens eine zweite Version mit Untertiteln in verschiedenen Sprachen produziert, moderiert vom Deutsch-Amerikaner Max Hofmann.
Christoph Lanz, Direktor von DW-TV, setzt andere Clipshows gleich mit der alten ARD-Sendung „Pleiten, Pech und Pannen“. „Anstatt zum x-ten Mal zu zeigen, wie Omi in die Torte fällt“, möchte er mit Clipmania den „Umgang von nicht nur jungen Leuten mit visuellen Inhalten zeigen“. Als Beispiel nennen die Macher etwa den 80 Jahre alten Rentner Peter Oakley, der auf YouTube aus seinem Leben erzählt, oder Rémy Gaillard, der sich mit skurillen Performance-Videos auch außerhalb des Internets einen Namen gemacht hat.
Wolfgang Vietze, Fernsehdirektor des MDR, war gegenüber Clipmania anfangs „außerordentlich skeptisch“, bis ihn das generationenübergreifende Konzept überzeugt hat. Er betont im Hinblick auf die Zielgruppe seiner Sendeanstalt, man wolle den Fundus an Videoclips aus dem Netz „an Leute ranbringen, die das Internet nicht so nutzen“. Ein Sendeplatz in der ARD, die kein vergleichbares Format im Programm hat, ist für Vietze bislang noch fern: „Das Ding ist taufrisch, wer aufspringt, kann ich noch nicht sagen.“
Für die UFA als ausführenden Produzenten und ihren Chef Wolf Bauer gibt es keinen Widerspruch zwischen Amateurvideos aus dem Netz und einer Hochglanz-Produktionsfirma: „Wir nutzen das ungeheure Repertoire im Netz und bringen das dann wieder zurück ins TV“, sagt Wolf, denn für ihn „ist jedes Bewegtbildangebot Fernsehen“. Damit die grobpixelige Internet-Optik im TV nicht negativ auffällt, kauft man den Urhebern ihr Originalmaterial samt non-exklusiven Nutzungsrechten ab. So bekommen die Zuschauer etwa die Qualität von Mini-DV zu sehen, die mit dem Standardfernsehen mithalten kann. Ein gewisses Maß an Anpassung wird also verlangt, wenn Webvideos ins Fernsehen befördert werden. SIMON GARREIS
„Clipmania“ ist ab morgen auf www.dw-world.com abrufbar und läuft am 15. Juli um 22.50 Uhr im MDR