Fernreisen ist nie nachhaltig

betr.: „Bewusst reisen statt Ramschreisen“, Kommentar von Edith Kresta, taz vom 8. 7. 08

Den Ferntourismus als Entwicklungshilfe zu empfehlen, ist ja aus Sicht der Welttourismus-Organisation verständlich. Aber in der entwicklungspolitischen Diskussion wird der Massentourismus keineswegs nur positiv gesehen, weil er nur Entwicklungsinseln schafft, sehr viel Energie und Wasser verbraucht und falsche Vorbilder ins Land holt. Auf jeden Fall müsste die Abhängigkeit vieler Armutsländer vom konjunkturell schwankenden Tourismus mittelfristig abgebaut werden.

Töricht wird Frau Krestas Argumentation bei der umweltpolitischen Beurteilung des Ferntourismus. „Verwerflich“ sei „nicht die Lust des Touristen auf Fernreisen“, sondern „dass Fernreisen heute als Ramschwaren angeboten werden“. Die moralische Kategorie „verwerflich“ passt auf keine der beiden Seiten, schon gar nicht auf die viel gescholtenen Billigflieger. Denn sie machen – nach den Gesetzen des Marktes – Billigangebote so lange, wie sie von Kunden gekauft werden. Die Verantwortung für jeden Freizeit-Flug liegt ausschließlich bei dem, der ihn bucht, also bei uns Touristen. Und da genügt nicht die Überlegung „wie lange man dort bleibt und was man dort will“ (wer überlegt sich das nicht?). Vielmehr müssen wir uns – gerade im Hinblick auf die Armutsländer, die schon jetzt am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden – bei jeder Urlaubsplanung die Frage zumuten, ob wir das Ziel so weit wählen müssen, dass man dorthin nur fliegen kann. Und wir müssen uns auch fragen, wie oft eine solche Fernreise zu verantworten ist. „Nachhaltig“ kann eine Fernreise niemals sein, denn „wer hoch fliegt, sündigt schwer“ (taz, S. 4). GERHARD BREIDENSTEIN, Murrhardt