Im Strom der Zeit schwimmen?

betr.: „Homo sapiens“, Kommentar von Jan Feddersen, taz vom 12. 7. 08

Die evangelische Kirche wird trotz ihres Vorbehalts gegen einen schwulen Bischof an der Waterkant immer liberaler und entfernt sich – gemäß dem Zeitgeist – fast zwangsläufig immer mehr von Dogmen, die für Luther hoch und heilig waren. Jedoch ist festzustellen, dass die dem Zeitgeist offen gegenüber stehende Kirche immer mehr Mitglieder verliert. Und spätestens jetzt stellt sich die Frage: Was für eine Reformation im Jahr 2008 wollen wir? Soll noch mehr Wischiwaschi in den ehemals heiligen Hallen der Kirche toleriert werden? Es ist ein Trugschluss anzunehmen, dass nur erzkonservative Pietisten oder Evangelikale gegen die Wahl eines schwulen Bischofs sind! Vielleicht schreien jene auf, die die Christenheit – in oder außerhalb der Kirche – in der Gefahr sehen, zu einem x-beliebigen, austauschbaren Verein zu machen, der nur die Bedingung erfüllen müsste, tolerant und weltoffen jeder Strömung gegenüber sich zu sein. Dann gäbe es eine angepasste und theologisch vollkommen undifferenzierte soziale Einrichtung, die neue und alte Mitglieder gern aufnimmt, sofern diese ihren finanziellen Beitrag zahlen und klaglos und ohne Protest im Strom der Zeit mitschwimmen.

IMME KLEE, Hamburg