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Archiv-Artikel

Eine archäologische Fundgrube

Auf dem Bredenplatz finden sich Überreste eines alten Friedhofs sowie der mittelalterlichen Hafenbefestigungen

Von mnz

Auf der Baustelle am Bredenplatz hat ein Bagger knapp 200 menschliche Skelette aus dem 13. bis 18. Jahrhundert zu Tage gefördert. Das Grundstück – auf dem derzeit das Atlantic-Hotel entsteht – beherbergte früher einmal umgelagerte Reste des Friedhofs der benachbarten St. Martini-Gemeinde. Jetzt werden die Toten von den Landesarchäologen näher bestimmt.

Grabbeigaben sind bislang nicht aufgetaucht, sieht man einmal von einem Ohrring aus Bronze ab. Doch schon früher hat sich die Baustelle als historische Fundgrube erwiesen, auch jüngst grub Stadtarchäologe Dieter Bischop dort wieder eine „Unmenge an großen Findlingen“ aus. Sie gehörten zu den einstmals dort stehenden so genannten „Steenkamern“, die den Kaufleuten zugleich als Wohnort und Lagerstätte dienten. Bei den Grabungen traten unter anderem 1.000 Jahre alte Uferbefestigungen der Balge zu Tage, der im Mittelalter durch die Innenstadt verlaufenden Wasserstraße. Bischops Grabungen weisen nach, wie stark die Ufermauern bereits im 11. Jahrhundert befestigt waren – früher galt die Balge eher als Naturhafen. Eine rund 700 Jahre alte Mauer soll jetzt ins Hotel hinübergerettet werden. „So viel Geschichte darf am Ort des Geschehens nicht spurlos vorüber gehen“, so Bischop.

Die Findlingsmauer wurde zunächst beim Ausschachten der Grube ausgespart und nun mit Lasertechnologie millimetergenau vermessen. Später soll sie dann originalgetreu wieder aufgebaut werden. Bereits vor drei Jahren wurde in der Langenstraße, unweit von der jetzigen Fundstelle, eine Sandsteinmauer von 1609 geborgen. Sie stammt aus Zeiten, als die Balge zum Kanal umgebaut wurde – und bleibt an neuem Standort möglicherweise ebenfalls erhalten.

Unweit des Friedhofs befanden sich mehrere Brunnen, von denen jetzt ebenfalls einige wiederentdeckt wurden. Erhalten bleibt wohl nur einer. Früher wurden sie oft als Kloaken umgenutzt. Die Exkrementschicht schützte dabei manches, was sonst zerfallen wäre, Nachttöpfe etwa, Schmuck und Schalen, Münzen, Messer oder Spielwürfel. mnz