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Archiv-Artikel

„Unter Männern“

Die Wasserballer von Bayer 08 Uerdingen trainiert demnächst eine Frau: Pia Schledorn fürchtet das Umfeld

PIA SCHLEDORN, 39, trainierte vier Jahren die Uerdinger Bundesliga-Wasserballerinnen. Größter Erfolg: der Pokal-Sieg 2007.

taz: Frau Schledorn, waren Sie sehr überrascht, als Bayer Uerdingen anfragte, ob Sie als erste Frau ein Männerteam in der Bundesliga trainieren würden?

Pia Schledorn: Zuerst konnte ich es gar nicht glauben. Eigentlich habe ich mich selbst nie im Männersport gesehen.

Weshalb haben Sie dann zugesagt?

Ein Männerteam zu betreuen, das zu den Top Vier im Deutschen Wasserball zählt, ist eine Riesenherausforderung. Diese Chance möchte ich mir nicht entgehen lassen.

Sie haben also gleich zugesagt?

Ich habe mir schon zwei Wochen Bedenkzeit erbeten. Es fiel mir vor allem schwer, mich von meinem Frauenteam von Bayer Uerdingen zu trennen, weil ich in den vergangenen Jahren in diese Arbeit viel Zeit und Energie investiert habe. Und natürlich ist es nicht einfach, wenn eine Frau in eine Männerdomäne eintritt.

Fürchten Sie, nicht ernst genommen zu werden?

Die Frage ist schon, ob man mit demselben Respekt wie die anderen behandelt wird. Ich bin ja als einzige Frau allein unter Männern. Man wird sehen, wie mich das Umfeld aufnehmen wird.

Was vermuten Sie?

Ich kann das nicht einschätzen, wie etwa die Trainerkollegen das finden. Ich bin selbst gespannt. Doch eigentlich ist das auch nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass ich es mir zutraue, mich durchzusetzen.

Wie hat ihre neue Mannschaft reagiert?

Aus dem Team habe ich nur positive Antworten erhalten. Die Spieler haben mir gesagt, dass sie meine Einstellung für eine gute Idee halten. Da mache ich mir auch überhaupt keine Sorgen. Ich bin schon sehr lange bei Bayer Uerdingen und kenne viele der Bundesligaspieler bereits seit der C-Jugend. Ich weiß alles über ihre Ecken und Kanten. Das ist eine gute Voraussetzung.

Was ist bei den Männern anders als bei den Frauen in der Wasserballbundesliga?

Wir betreiben ja eine Randsportart, wobei bei den Frauen die Strukturen noch einmal deutlich schlechter sind. Oft müssen Juniorenspielerinnen bei den Bundesligateams aushelfen.

Was haben Sie sich mit dem Männerteam für die nächste Saison vorgenommen?

Ich will immer das Optimale erreichen. Natürlich nimmt der Rekordmeister Spandau 04 in der Bundesliga eine Ausnahmestellung ein und wird auch in der kommenden Saison der große Favorit auf die Meisterschaft sein. Aber wir werden nicht schon jetzt aufgeben. Im Sport ist immer alles möglich.

INTERVIEW: JOHANNES KOPP