: Kirche spart am Frieden
Die EKD passt sich der Weltlage an: Sie halbiert der Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer den Etat – und verlagert sie nach 50 Jahren aus Bremen nach Bonn
von BENNO SCHIRRMEISTER
Das Zivildienstgesetz wird derzeit novelliert, zum dritten Mal. Und natürlich hat es dazu wieder eine Wortmeldung aus Bremen gegeben: Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer (EAK) hat noch jede Änderung kritisch begleitet. Seit sie vor über 50 Jahren in Bremen gegründet wurde, wo sie Kriegsdienstverweigerer berät und Zivildienstleistende seelsorgerisch betreut. Und ihre Stellungnahme ist ein schönes Dokument theologischer Diplomatie geworden: „Experten begrüßen Pläne für den Zivildienst“, hatte der evangelische Pressedienst seine Meldung überschrieben.
Das ist nicht falsch. Im ersten Absatz unterzieht EAK-Geschäftsführer Günter Knebel die Gesetzesvorlage tatsächlich einer wohlwollenden Lektüre: Wenn „für eine verbesserte Ausrichtung des Zivildienstes auf Persönlichkeitsentwicklung und Qualifikationserwerb“ gesorgt werden solle – da sei man strikt dafür. Schließlich komme der Bund damit der langjährigen EAK-Forderung nach einer „Art ‚Grundausbildung‘ in gewaltfreier Konfliktregelung“ nach, wenn er es zu Ende denkt.
Zwar ist derlei im Entwurf nicht zu erkennen. Aber gerade darum macht Knebel dem Gesetzgeber ja auch klar, was er gemeint haben könnte. Sanft wie eine Taube natürlich. Um dann, ceterum censeo, zu erinnern, dass die EAK „das Festhalten am Pflichtcharakter des Dienstes“ weiterhin problematisiert. Will sagen: Man ist im Grunde gegen das neue Gesetz – weil man ja für die Abschaffung der Wehrpflicht ist. Auch wenn die das Aus für die EAK hieße.
Aus der Wachmannstraße wird es tatsächlich die letzte Wortmeldung zum Thema gewesen sein. Nein, die Wehrpflicht wird nicht abgeschafft. Aber die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) hat so ihre Pläne: Sie will, so heißt das offiziell, ihre Friedensarbeit bündeln. Man hat dafür das neue Amt eines „Friedensbeauftragten“ geschaffen, das Renke Brahms, der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, bekleidet. Und man richtet eine Friedens-Zentralstelle ein. In Bonn, wohin die EAK 2009 umziehen muss. Das soll inhaltliche Gründe haben – die EAK-Arbeit soll mehr an die Freiwilligenarbeit angegliedert werden. Und mit der Unesco ist Bonn das deutsche Zentrum für Freiwilligenarbeit schlechthin. Vor allem aber soll der Umzug Geld sparen.
Um das zu beweisen, haben die Kirchenfürsten der EAK vorsorglich schon mal den Etat halbiert – von rund 570.000 auf etwa 270.000 Euro. Obwohl die Zahl der anerkannten Kriegsdienstverweigerer im vergangenen Jahr wieder um elf Prozent auf 111.000 gestiegen ist – und absehbar auch 2008 wieder wächst. „In gewissen Kreisen“, so Knebel, bestehe die Auffassung, dass der Zivildienst „heute kein Zwangsdienst mehr“ sei. Und weil sich das Anerkennungsverfahren vereinfacht hat und auch ohne kirchlichen Beistand zu bewältigen ist, gelte er „als nicht so zuwendungsbedürftig“ wie früher. „Das sehen wir hier anders“, so Knebel.
Er halte es für „überfällig“, wenn man Soldaten betreut, „auch den Menschen, die sich für Gewaltfreiheit entscheiden, entsprechende Angebote zur Qualifikation“ zu machen. Und die EAK sei nun mal „die kirchliche Stelle, die zu einer Kultur der Gewaltfreiheit zu ermutigen und für sie begeistern soll“. Immerhin 1.200 Zivildienstler haben im vergangenen Jahr ihre Angebote der EAK wahrgenommen.