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Archiv-Artikel

Erfrischend und beängstigend

betr.: „Berlin bejubelt Barack Obama. ‚Amerika schafft es nicht allein‘“, u. a., taz vom 25. 7. 08

Wer kennt Bob, the builder? Bob, der Bauarbeiter, ist eine Trickfigur aus einer US-Comic-Serie für Kinder. Ein immer wiederkehrender Slogan lautet „Can we fix it? Yes, we can!“ Bob gibt den fragenden Menschen Hoffnung, weil er Mut macht, etwa Brücken zu bauen, mit der schlichten Formel: „Ja – das schaffen wir“. So ermutigen wir ja auch unsere Kinder. Und ebenso formuliert es Obama. Unbekümmert wirkte er in Berlin, so dass man meint, er habe den Kinderslogan noch im Ohr. Das ist erfrischend und beängstigend zugleich. Nichts Neues in seiner Rede. Vielleicht erwarteten viele auch zu viel. Obama kam als stolzer US-Bürger und als Weltbürger. Man beachte Wortwahl und Reihenfolge! Den Geist der Berliner Luftbrücke als politische Handlungsmaxime zu beschwören, reicht nicht. Konkrete Inhalte seiner Politik nannte er nicht. Mehr als vage Andeutungen formulierte er nicht. Und Heile-Welt-Träume haben wir doch alle. Von der Luftbrücke zum Luftschloss.

Für die meisten Deutschen ist er fast schon Präsident. Dabei beginnt der Wahlkampf in den USA erst nach den Sommerferien Ende August. Das Rennen ist entgegen deutscher Erwartungshaltungen offen. Die Deutschen und mit ihnen viele Europäer wissen nicht halb so viel über McCain wie über Obama. Der alte Mann ist für viele Amerikaner ein Held, standhaft, aufrecht, authentisch, ohne Showgehabe. Was in Europa übersehen wird, ist die schlichte Tatsache, dass Amerikaner nicht so ticken, wie wir. Amerika hat die Wahl zwischen Held und Hoffnung. Beide Kandidaten wird man nicht an Reden, sondern an ihren Taten messen. LOTHAR KOPP, Berlin