Tupou V., der Exentriker von Tonga

Der bevorstehende 1. August wird ein großer Tag für George Tupou V. Dann wird der 60-jährige Junggeselle nämlich offiziell zum neuen König von Tonga gekrönt. Geplant sind traditionelle Tänze, eine Militärparade und ein Rugbyspiel. Als absoluter Monarch amtiert er schon seit September 2006, nachdem sein Vater Taufa’ahau Tupou IV. nach langer Krankheit und 41-jähriger Amtszeit gestorben war.

Der frühere Kronprinz, der einen Großteil seines Lebens außerhalb des südpazifischen Inselreichs verbracht hatte, schätzte die Stimmung in seiner polynesischen Bevölkerung damals jedoch völlig falsch ein. Die forderte nämlich nach einigen Finanz- und Korruptionsskandalen während der Herrschaft seines Vaters größere Mitspracherechte. Weil Tupou V. aber nicht die gewünschten demokratischen Reformen einleitete, kam es im November 2006 zu blutigen Unruhen. In der Hauptstadt Nuku’alofa gab es 8 Tote, das Zentrum wurde schwer verwüstet, viele chinesischstämmige Geschäftsleute flohen. Der König musste Australien und Neuseeland um Unterstützung bitten, um die Lage wieder zu beruhigen. All dies verzögerte seine Krönung.

Doch inzwischen scheint die Krise beigelegt, nachdem Tupou V. für 2010 Wahlen für die meisten Parlamentssitze angekündigt hat. Den demokratischen Kräften dauert das zwar immer noch zu lange, doch eine Abschaffung der Monarchie fordert niemand. Bei Wahlen im April, als 9 der 33 Sitze vergeben wurden, gewannen die Kandidaten der Demokratiebewegung alle Sitze. Doch noch immer vergibt der König 15 Sitze, über 9 weitere entscheidet eine Gruppe von 33 Fürsten.

Von einem Großteil seines Vermögens soll sich Tupou V. bereits getrennt haben. Als reichstem Mann in dem 100.000-Einwohner-Staat gehörte ihm unter anderem die Elektrizitätsgesellschaft, eine Brauerei und eine Mobilfunkfirma. Der Fan von Militäruniformen ging in der Schweiz zur Grundschule, im neuseeländischen Auckland auf die Oberschule und studierte später an der britischen Universität Oxford sowie an der Militärakademie Sandhurst. Seinem aus 170 Inseln bestehenden Archipelstaat, einem früheren britischen Protektorat (1900 bis 1970), diente er von 1979 bis 1998 als Außenminister. Bisher setzte er die von seinem Vater eingeleitete Politik fort und unterstützte die US-Truppen im Irak mit rund 40 Soldaten.

Der als exzentrisch und arrogant geltende König, der in einem schwarzen Londoner Taxi über die Hauptinsel Tongatapu zu fahren pflegt, kündigte am Dienstag an, seine absolute Macht aufzugeben und die Tagesgeschäfte dem Parlament und der Exekutive zu überlassen. SVEN HANSEN