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Archiv-Artikel

Geld für Atomforscher

CDU-Ministerin Schavan will auf die üppigen EU-Mittel nochmals Millionen aus dem Steuertopf drauflegen

FREIBURG taz ■ Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) will mehr Steuergeld für die Atomforschung ausgeben: In diesem Jahr würden erstmals wieder zehn Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung gestellt, sagte sie am Mittwoch. Im kommenden Jahr sollen es 13 Millionen Euro, und 2010 sogar 14 Millionen sein. Darüber hinaus sollen die Forschungszentren Karlsruhe und Jülich pro Jahr mehr als 33 Millionen Euro zusätzlich erhalten.

„Wir dürfen uns keinen Kompetenzverlust in der Kernforschung leisten“, sagte Schavan, deswegen werde sie „die Förderung dafür in den nächsten Jahren konsequent ausbauen.“ Auf der Internetseite des Ministerium ist noch nachzulesen, dass es Ziel der Atomforschung sei, durch nukleare Sicherheits- und Entsorgungsforschung „den geordneten Ausstieg aus der Kernenergie zu sichern“. Jetzt will Schavan die Entwicklung neuer Reaktortypen finanzieren.

Damit dreht die Ministerin eine Entwicklung zurück, die mit der Tschernobyl-Katastrophe 1986 begann: der Rückzug aus der Atomforschung. Das Forschungszentrum Jülich arbeitet heute an Fotovoltaik und Brennstoffzellen – die Atom-Aktivitäten machen nur noch wenige Prozent aus. Beim GKSS in Geesthacht, das einst Atomtechnik für Schiffsantriebe entwickelte, ist die Reaktorforschung seit Jahren eingestellt, zugunsten von Polarforschung und Medizin.

Größtes Atominstitut in Deutschland ist noch das Forschungszentrum Karlsruhe, das bis Ende 1994 Kernforschungszentrum Karlsruhe hieß. Doch auch dort arbeiten inzwischen weniger als ein Drittel der 3.800 Mitarbeiter noch in der Atomforschung. Der überwiegende Teil forscht an Themen wie Supraleitern, Nanotechnik, Biomedizin oder Atmosphärenchemie. Das Atominstitut der Universität in Wien arbeitet heute an der Fotovoltaik, und im Culham Science Centre unweit von Oxford, dem Zentrum der europäischen Kernfusion, ist längst die Solarindustrie eingezogen.

Doch auch im jüngsten europäischen Forschungsrahmenprogramm wird dieser Trend nicht nachvollzogen: Dort sind für die Atomforschung bis 2013 rund vier Milliarden Euro angesetzt. Die nichtnukleare Energieforschung erhält hingegen 2,35 Milliarden Euro, und davon kommt nur die Hälfte den Öko-Energien und der Energieeffizienz zugute. BERNWARD JANZING