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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Wie viel Kultur passt in einen Kulturbeutel? (26. 7.)

Es kommt ganz darauf an, wie groß die Geldscheine sind, mit denen man den Beutel füllt. Im Zuge der Sparmaßnahmen allerorts wurden dieselben in den letzten Jahren immer kleiner, bis sie sich schließlich in Kleingeld verwandelt hatten.

Nun müssen wir uns bei den großen Banken, Brauereien und Energydrink-Herstellern bedanken, dass wir noch ein wenig Kultur genießen dürfen, wenn es bei denen gerade ins Budget passt.

Christoph Schmid, Neustadt/Weinstr.

In einen Kulturbeutel passt nur wenig Kultur. Gemeinhin als „Badetasche“ bezeichnet, ist der Kulturbeutel nämlich ein „Nécessaire“ bzw. ein „Nessessär“, also ein kleiner Behälter zur Aufbewahrung von Hygiene-Artikeln. Aber nur die notwendigsten! Denn „nécessaire“ heißt auf Französisch notwendig, nötig, erforderlich. Und eben nicht viel, protzig und überflüssig.

Karsten Hubrig, Ulm

Kultur? Ich stecke meine Zahnbürste immer in eine krümelige Plastiktüte von Aldi, wenn ich auf Reisen gehe. Reicht das nicht?

Lasse Schwarz, Bremerhaven

In meinen Waschbeutel passt ein Stück Seife und ’ne frische Unterhose. That’s it. Dominik Zander, Werneuchen

Wenn wie bei mir auch Präservative drin sind (10er-Packung natürlich), dann passt sogar ordentlich Popkultur rein! Wenn man Schminksachen zur (femininen) Kultur zählt, dann passt unendlich viel hinein …

Jürgen Kamenschek, Düsseldorf

Wie viel Kultur in den Waschbeutel geht, das weiß ich nicht. Sicher ist, dass er bevorzugter Aufenthaltsort hochkarätiger Prominenter ist: Dolce&Gabbana, Naomi Campbell und Paco Rabanne. Die trinken dann bestimmt zwischen Rasierzeugs, Tampons und Billy Boys ein Glas hochkulturellen Sekt. Und vielleicht kommen dann ja auch noch Posh&Becks vorbei und ziehen sich die Lippen nach.

Ingrid Werner, Petershagen

Bei den jetzigen Lufttemperaturen und -feuchtigkeiten können schon ganz respektable bakterielle Kulturen in selbigem Beutel entstehen. Mit freundlichen Grüßen

Tewes Wischmann, Heidelberg

Sollte man/frau im Kulturbeutel irgendwelche Anzeichen einer Kultur entdecken, so raten wir zur gründlichen Reinigung.

Astrid & Michael Müller, Tübingen

Das hängt von der Art und dem Aggregatzustand ab. Hochkultur : 6 m³. Subkultur: 6 m³. Reinkultur: so viel, wie der Beutel aushält. Schreibkultur: 6 Buchstaben

Edith Salmen, Bernau a. Ch.

Etwa zehnmal so viel wie in einen kommerziellen TV-Kanal.

Lothar Picht, Sandhausen

Ein unwirscher Wirschling – ist der wieder lieb? (26. 7.)

Nein, so einfach lässt ein Charakter sich nicht durch bloßen sprachlichen Gleichklang formen; man muss schon – im wahrsten Sinne des Wortes – auf seine Herkunft achten! Und in diesem Falle bleibt es leider bei einem „nichtswürdigen Wirrkopf“, denn, kurz gesagt, ist „unwirsch“ aus „unwirdisch = unwürdig“, „wirsch“ aber aus „wirrisch = wirr“ hervorgegangen und nur unachtsame Aussprache und Missverstehen haben bei Sprachbenutzern in Jahrhunderten allmählich den Eindruck entstehen lassen, „unwirsch“ könnte die Verneining von „wirsch“ sein. Schöne GrüßeUta Eckensberger, Saarbrücken

Fragen wir doch einmal den italienischen Schrifsteller Carlo Goldoni! Der hat Mitte des 18. Jahrhunderts über 200 Stücke verfasst, darunter die Komödie „Der herzensgute Unwirsch“. Ist doch süß, oder? Beate Neubert, Cham

… oder den kleinen „König Kalle Wirsch“, Protagonist aus Tilde Michels gleichnamigem Kinderbuch!

Rebecca Reske, Wandlitz

Nein, ein unwirscher Wirschling bleibt wirsch. Denn ein ungeheuerliches Geheuer bleibt ja auch ein Ungeheuer – und damit böse und verschlagen.

Malte Kleist, Aschaffenburg

Definitiv: nein. Wenn meine beiden kleinen Söhne ungnädig sind, dann ist daran kein Rütteln mehr, und auch kein „Zuckerbrot“ kann ihnen die Laune verbessern.

Im Gegenteil: Es ist völlig schnurzpiepegal, ob sie wirsche Unwirschlinge, unwirsche Wirschlinge, wirsche Wirschlinge oder unwirsche Unwirschlinge sind. Muttis Nerven liegen in jedem Fall blank! Renate Stephan, München

Lassen Sie mich doch bloß mit den blöden Letzten Fragen in Ruhe! Da kommt einem ja die Galle hoch, man knüllt seine taz zusammen und wirft sie ruppig auf den Boden!

Stefanie Döhl, Gommern

… von wegen lieb: Der, die oder das Wirschling ist sauwirsch! Man denke nur ans Wetter. Georg Gröll, Wiebelsheim

Wenn man ihm ordentlich den Hintern versohlt: Ja dann ist selbst der unwirsche Wirschling wieder lieb.

Maria Naumann, Pforzheim

Leider nicht, da sich ansonsten die kostenintensiven Unkosten positiv in meiner Bilanz bemerkbar machen würden!

Till-Hauke Heldt, Bremen

Ein Wirschling? Vielleicht schafft man es durch die Fütterung von Schokoladenstückchen, dass er „unwirsch“ wird. Lieb ist er aber dann noch lange nicht, denn er hat ja zudem noch folgende Charaktereigenschaften: unritterlich, unkultiviert, unhöflich, grob, rau, grobschlächtig, unliebenswert, plump, ruppig, derb, rüpelig, ungalant, ungeschliffen, streng, kurz angebunden, raubauzig, flegelhaft, ablehnend, brüsk, schroff, raubeinig, lümmelhaft, ungefällig, taktlos, rüde, borstig, ungehobelt.

Jens Friedrichsen, Hofbieber

Man muss ihm drohen: „Wirscht du wohl wieder lieb?!“

Mareike Lobeder, Weimar

Wer nichts wird, wird wirsch.

Frauke Dellenheimer, Lemgo

Der unwirsche Wirschling ist erst dann wieder lieb, wenn man ihn ausgiebig mit Weißwürstchen, ranzigem Wurst-Wirsch-Wasser und wirschem Wirsing mit Weißkohl gefüttert hat.

Ferdinand Schulze, Berlin

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