Moscheebau mit Hindernissen

In Pankow-Heinersdorf wird die erste Moschee Ostberlins fertiggestellt. Nachbarn wehrten sich lange gegen den Bau

Auf dem Weg in den künftigen Gebetsraum muss Qaedeer Ahmad über lange Teppichrollen steigen. Der noch verpackte türkische Fußbodenbelag Marke „Sultan“ ist erst kürzlich eingetroffen und lagert nun quer im Eingangsbereich des ersten Ostberliner Moschee-Neubaus. Das von manchen Heinersdorfern abgelehnte Haus der Ahmadiyya-Gemeinde in Pankow-Heinersdorf steht kurz vor der Fertigstellung. Eingeweiht wird es laut Gemeindemitglied Ahmad aber statt Mitte August nun erst im Oktober. Gründe dafür gibt es mehrere. Ahmad, der auch als Verbindungsmann zu den Behörden fungiert, berichtet gelassen von den Unwägbarkeiten, die zur Verschiebung der Eröffnung führten.

So mussten gerade erst wegen eines Fundes von Waffen und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg die Arbeiten an der Gasleitung unterbrochen werden. Bauleiter Mustafa Stefan Bauch ergänzt, dass aus Kostengründen die bislang gewünschte Solar-Holzschnitzel-Heizung entfalle. Stattdessen wird eine Gasheizung eingebaut.

Am wichtigsten für ihn ist jedoch, dass Ruhe rund um die Moschee eingekehrt ist. Die Gemüter der anfangs zum Teil äußerst intolerant eingestellten Nachbarschaft hätten sich weitestgehend beruhigt, sagt er. Und berichtet auch, dass die Polizei stündlich patrouilliere. Dennoch wurde die Kuppel am 3. Juli mit rechten Parolen beschmiert, wie ein Polizeisprecher sagt. Die Ermittlungen dazu laufen. Zu kleineren Störungen kommt es nach wie vor. „Manchmal finden wir morgens die Schlösser verklebt“, berichtet Bauleiter Bauch.

Der aus Reinickendorf stammende Berliner konvertierte vor 15 Jahren zum Islam. Seit 9 Jahren ist er Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde. Er und Qaedeer Ahmad verweisen auf die an Gewaltlosigkeit ausgerichtete Grundhaltung ihrer Islamströmung. Im Unterschied zu den Glaubensbrüdern verehren sie einen bereits erschienenen Messias. Dieser hieß Mirza Ghulam Ahmad in Qadian und soll zwischen 1835 und 1908 in Indien gewirkt haben – nicht als Erlöser, sondern als Wiederverkünder des reinen Islam. „Wir setzen auf Güte und Liebe“, sagt Ahmad. „Darum lehnen wir auch den Dschihad, den Heiligen Krieg, ab.“

Die Philosophie bekräftigt auch Muhammad Hammad Härter, der gerade aus München zu Gast ist. Hammad Härter möchte zugleich die sichtbaren Qualitäten der Gemeinde würdigen und deutet auf die Kuppel der neuen Moschee: „Das ist ungewöhnlich für unsere Häuser. Normalerweise belassen es die Architekten bei einer im Inneren sichtbaren Kuppel.“ Die Pankower Außenkuppel leuchtet schon jetzt in strahlendem Weiß und verleiht dem Gebäude eine orientalische Anmutung. Zum Ende der Woche soll die Moschee nun endgültig von den Gerüsten befreit werden. TORSTEN HILSCHER, DDP