: Muschelwächter im Wattenmeer
Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer haben vor Sylt im Inneren einer Miesmuschel einen als „Muschelwächter“ bekannten erbsengroßen Krebs entdeckt. Dieser sei im schleswig-holsteinischen Wattenmeer bisher so gut wie unbekannt, erklärte der Biologe Rainer Borcherding am Mittwoch. Nur sehr selten habe es Funde in frostsicheren tiefen Bereichen der südlichen Nordsee gegeben. „Eine Ursache für das Vordringen der Art auf die Wattflächen kann die Erwärmung des Wattenmeeres in den letzten Jahren um etwa zwei Grad sein“, meinte Borcherding.
Es könnte aber auch sein, dass „Muschelwächter“ in importierten Miesmuscheln aus den deutlich wärmeren Meeresregionen südwestlich der britischen Inseln nach Schleswig-Holstein gelangt seien. Muscheln aus Großbritannien werden seit 2006 im Wattenmeer ausgebracht – „trotz des Risikos der Einschleppung neuer Arten und entgegen heftigen Protesten des Naturschutzes“, wie der Biologe sagte. Bei Sylt liegen Schleswig-Holsteins größte Zuchtflächen für Miesmuscheln.
Der Minikrebs ist ein Parasit, der im Inneren von Austern, Miesmuscheln und anderen Arten lebt. Er könne zu einem Problem für die Miesmuschelfischer werden, denn es sei wenig verkaufsfördernd, wenn Krebse in der Muschel hausten. So werde der Krebs tatsächlich zum „Wächter der Muscheln“, sagte Borcherding: „Er entwertet sie für die Vermarktung.“ DPA