: Leukämie? I wo!
betr.: „Entweichendes Plutonium“, taz vom 5. 8. 08
Ich sehe eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Vertretern der Atomindustrie und italienischen Abwehrspielern. Von hinten grätschen sie dem anderen in die Beine, man hört die Knochen förmlich splittern, und noch im breitbeinigen Sturzflug reißen sie mit professioneller Unschuldsmiene Arme und Augenbrauen in die Höhe, um der staunenden Öffentlichkeit zu bedeuten „… war ich nicht!“ Die Übersetzung vom Fußballerischen ins Atomare lautet: „Eine Gefahr für Mensch und Umwelt hat zu keinem Zeitpunkt bestanden.“ Egal ob sie in Tricastin, Krümmel, Wien, Asco, Hamm-Uentrop oder in Fessenheim den Menschen mit ihren Strahlengiften ins Knochenmark „grätschen“, der Satz kommt. Leukämie? I wo? Wahrscheinlich kann man sie mitten in der Nacht wecken, und sie werden den Satz aufsagen. Der Satz findet auch von ganz allein den Weg über sämtliche Presseagenturen. Wir alle können ihn längst mitsingen, wir kennen unseren Einsatz: nach der Wortkombination „Atomkraftwerk“ und „Störfall“. EVA STEGEN, Freiburg