internetzensur: The Great Firewall of China

VON JULIANE WIEDEMEIER

Die chinesische Regierung hat eine „Great Firewall“ um ihr Internetreich errichtet. Innerhalb der Grenzen hat man zwar Zugang zum Internet, wovon nach Regierungsangaben die weltweit höchste Nutzerzahl von 253 Millionen auch Gebrauch machen. Aber aufrufen können sie nur Seiten, die die Kommunistische Partei für aufrufenswert hält. Die Webseiten von Menschenrechtsorganisationen, kritischen ausländischen Sender oder auch Wikipedia gehören nicht dazu.

Möglich wird dieser spezielle Zugang zum Netz durch eine ausgeklügelte Zensurmaschinerie. Die grobe Arbeit verrichten dabei technische Filter, die mit Hilfe der IP-Adresse oder bestimmter Schlüsselworte ganze Internetseiten blockieren. Für die Feinarbeit sind rund 30.000 Cyberpolizisten zuständig, die regelmäßig nach aktuell brisanten Schlagworten suchen und entsprechende Seiten sperren. Nicht zu unterschätzen ist auch die Selbstzensur der User infolge von Einschüchterungsmaßnahmen.

Darüber hinaus haben sich auch westliche Unternehmen in den Dienst der Zensur stellen lassen. Aus Angst, den Kampf um den großen chinesischen Markt zu verlieren, erklärte sich etwa Google (Konzernmotto: „Don’t do evil“) bereit, gewisse Ergebnisse nicht von der Suchmaschine anzeigen zu lassen. Wer etwa nach „Falun Gong“ sucht, erhält keinen Treffer. Und unter „Menschenrechte“ wird nur angezeigt, was die Partei erlaubt. Yahoo! verriet gar die Identität zweier User, die sich sicher wähnten.

Trotz dieser vielseitigen Maßnahmen finden chinesische Internetnutzer immer wieder Wege, die Zensur zu unterlaufen. So wird in vielen der regimekritischen Blogs nie vom Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens gesprochen. Stattdessen wird ein häufig wechselndes Codewort gebraucht – das erneuert werden muss, sobald die Cyberpolizisten es entschlüsselt und auf den Index gesetzt haben. Somit kann das Internet als Informations- und Austauschmedium zwar genutzt werden. Von einer Plattform der Meinungsvielfalt, zu der das Netz gern verklärt wird, ist es jedoch innerhalb der Firewall weit entfernt.