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Archiv-Artikel

KLEINE GESCHICHTE DES CHINAKRACHERS

Das Megafeuerwerk, das gestern zur Eröffnung der Olympischen Spiele den Himmel über dem Nationalstadion erleuchtete, dürfte das größte seiner Art gewesen sein. Nicht überraschend: Ist doch die Geschichte Chinas eng mit Geböller verbunden. Die Anfänge des Feuerwerks reichen weit zurück und sind eng mit der Erfindung des Schwarzpulvers verbunden. Die Chinesen kannten bereits im ersten Jahrhundert nach Christus Grundstoffe wie Salpeter, Holzkohle und Schwefel. Es dauerte aber bis zur Tang-Dynastie (618–907), bis sie mit großer Freude herausfanden, dass daraus eine explosive Mischung entsteht, die herrlich viel Krach macht. Kriegerische Ambitionen hatten die Chinesen anfangs nicht. Sie nutzten Schwarzpulver nur zu friedlichen Zwecken.Bei den ersten Feuerwerkskörpern handelte es sich um mit Brandsätzen gefüllte Bambusstöcke, die bei der Entzündung explodierten und so über den Boden zischten. Später kamen Raketen aus gerollten Papierhülsen hinzu. Vordergründig dienten die Feuerwerkskörper damals wie heute dazu, Geister zu vertreiben. Aber natürlich dürfte schon immer der Heidenspaß dahinter gesteckt haben, mal so richtig die Sau rauszulassen und die dicken Röllchen mit lautem Knall in die Luft zu jagen. Es ist historisch nicht belegt, ob gegen Ende des 13. Jahrhunderts die Europäer als Erstes das Schwarzpulver zu kriegerischen Zwecken genutzt haben und es den Chinesen gezeigt haben – oder umgekehrt. Während der Opiumkriege im 19. Jahrhundert waren die Europäer den Chinesen auf jeden Fall weit überlegen. Während die Truppen des chinesischen Kaisers die Böller nach wie vor bloß zur Abschreckung des Feindes nutzten, hatten die Briten 540 Kanonen an Bord, die nicht nur krachten, sondern tatsächlich wehtaten. Die kaiserlichen Truppen wurden vernichtend geschlagen. FELIX LEE