: Marschroute: Offensivfußball
Der SV Werder Bremen hat sich in der europäischen Königsklasse etabliert. Seit fünf Jahren ist die Mannschaft Dauergast der Champions League. Für die kommende Saison fehlen noch Torjäger
VON JULIAN KÖNIG
Der Pflichtspielauftakt zur Saison 2008 / 2009 ist geglückt: Werder Bremen siegte am Wochenende souverän mit 9 : 3 beim Oberligisten Eintracht Nordhorn und steht in der zweiten DFB-Pokalrunde. Die Pflichtaufgabe meisterte die Mannschaft mühelos und allen voran die Stürmer betrieben mächtig Eigenwerbung: Allein Markus Rosenberg erzielte vier Treffer, Almeida (drei Tore), Sanogo und Vranješ (jeweils ein Tor) besorgten den Rest.
Geht es nach den gängigen Fußballexperten und Kolumnisten, ist die Saison bereits entschieden: Meister wird der FC Bayern vor Werder und Schalke 04. Angenehme Perspektive für die Grün-Weißen, die seit dem Gewinn der letzten Meisterschale 2003 / 2004 am Ende immer unter den drei Besten gelandet sind und seit fünf Jahren in Folge in der finanziell so lukrativen Champions-League mitmischen.
Die Idylle an der Weser wurde allerdings in der Saisonvorbereitung durch die FIFA-Abstellungsfestspiele getrübt. Nach langem Hin und Her entschied man sich, dem Wunsch des brasilianischen Spielmachers Diego zu entsprechen und ihn für die Teilnahme bei den Olympischen Spielen freizustellen.
Noch vor dem traditionellen Sommer-Trainingslager auf Norderney hatte Trainer Schaaf bereits die Marschroute für die neue Saison verkündet: Er will das Konzept „Offensivfußball“ nicht ändern. Eine Ankündigung, die schönen Fußball verspricht, aber auch Probleme mit sich bringt. Der viel gepriesene Offensivfußball der Bremer birgt Risiken in der Defensive: Mit 75 Saisontoren ist die Mannschaft zwar Spitze. Dem stehen allerdings 45 Gegentore in der abgelaufenen Spielzeit gegenüber – der schlechteste Wert unter den vier Top-Teams. Außerdem zeigen sich seit drei Jahren enorme Leistungsschwankungen zur Rückrundenmitte. Die Bremer verloren wichtige Punkte auch gegen Teams wie Frankfurt, Bielefeld oder Duisburg.
Kein Wunder also, dass Rufe nach neuen Spielern, wie Ende Juli durch Torsten Frings, lauter wurden. Nachdem Innenverteidiger Prödl bereits im Januar als Neuzugang für diese Saison präsentiert werden konnte, stehen auf der Zugangsseite bislang nur die beiden Twens Husejinovic und Andersen – so genannte Perspektivspieler. Angesichts der Stareinkäufe der unmittelbaren Konkurrenz aus Schalke, Stuttgart, Leverkusen und Wolfsburg erscheint dies eher mager.
In Bremen ist man seit dem Transferflop mit Carlos Alberto im vergangenen Sommer noch eine Spur vorsichtiger bei der Verpflichtung neuer Spieler geworden. Trotzdem soll die dünne Personaldecke mit einem weiteren Stürmer und einem Ersatz für Borowski, den es nach München zog, verstärkt werden. Die Chancenverwertung sank im vergangenen Jahr von 16,5 auf 14,6 Prozent. Ein Wert der nur bedingt zufrieden stimmt.
Es fehlen Torjäger wie Klose oder Ailton es waren. Die Gelegenheitsknipser Sanogo, Almeida und Rosenberg konnte die Lücke, die Kloses Abgang im Sturm gerissen hat, in der abgelaufenen Spielzeit jedenfalls nicht ausreichend stopfen.
Besonders bitter ist der Ausfall von Nationalverteidiger Mertesacker, der sich den Meniskus im linken Knie anriss und erst Anfang September zurück erwartet wird. Für ihn soll Prödl neben Naldo in der Abwehrzentrale ran. Die Außenbahnen sind mit Fritz und Boenisch solide besetzt. Allen voran von Ex-Schalker Boenisch erwartet man sich nach guten Ansätzen in der Vorsaison eine Leistungsexplosion.
Am 31. August schließt sich das Transferfenster. Es bleibt also genug Zeit, einen für Bremen typischen Kracher zu präsentieren. Der ist dringend nötig, möchte das Erfolgsduo Allofs / Schaaf doch auch in der zehnten gemeinsamen Saison, bei aller Bescheidenheit, im Kampf um die Meisterschaft mitmischen.