: Energie sparen kann jeder lernen
Am Energieseminar der TU lernen Studierende, wie man Energie spart – und setzen das praktisch um, indem sie Solarkühlschränke oder -duschen bauen. Dafür sind sie jetzt UN-Projekt geworden
VON JENNIFER LEPIES
Die Studenten verfrachten den Kühlschrank kurzerhand nach draußen. Er braucht das direkte Sonnenlicht, um zu kühlen. Zu diesem Zweck haben die Studenten neben dem Kühlschrank eine mannsgroße Spiegelschüssel aufgestellt, die das Licht einfangen und bündeln soll. Die Sonnenenergie erhitzt dann das Öl in einem Rohrkreislauf. Über den gelangt das heiße Öl in den Kühlschrank, wo es den Kühlungsprozess auslöst. Die Temperatur fällt um 10 Grad – ganz ohne Strom.
Der Solarkühlschrank ist nur ein Beispiel für die Projekte am Energieseminar der Technischen Universität (TU). Alle Anfertigungen aus studentischer Hand haben eines gemeinsam: Sie nutzen erneuerbare Energien wie Biomasse oder Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft. Dafür hat die Unesco das Energieseminar gerade als offzielles UN-Dekade-Projekt für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Mit der Urkundenverleihung habe man das ehrenamtliche Engagement der Studenten gewürdigt: „Das Thema ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘ ist ja leider in den Hochschulen noch nicht so verankert“, so Heidi Consentius. Sie ist Mitglied in der Jury des Nationalkomitees, das über die Vergabe der Auszeichnung entscheidet. In Berlin gibt es bereits 52 solcher ausgezeichneten UN-Projekte.
Am Energieseminar der TU können Studenten ihr technisches Fachwissen anwenden. Interdisziplinarität wird dabei großgeschrieben. „Generell sind bei uns alle willkommen“, betont Mascha Richter. Sie ist eine der zehn TutorInnen am Energieseminar und leitete mit ihrem Kollegen Jan Kelch das Projekt mit dem solaren Kühlschrank. Jedes Semester bietet das Seminar etwa fünf Projekte im Alternativen Veranstaltungsverzeichnis (AVV) der Unis in Berlin und Potsdam an. Die Teilnahme an den Projekten ist freiwillig. Mit dem Angebot wendet man sich laut Richter, die selbst Energie- und Verfahrenstechnik studiert, auch an „Nichttechniker“.
Die Unterrichtsführung am Energieseminar ist ebenfalls originell. So benutzen die Studenten schon mal Ratespiele mit Fachbegriffen oder Lückentexte, um ein Thema verständlicher zu machen und sich dem Projektziel zu nähern. „Wir wollen weg vom Frontalunterricht mit einem stumpfen Vortrag des Dozenten und hin zu mehr Interaktion zwischen den Studenten“, sagt Tutor Jan Beermann über die alternativen Lehrformen.
Dieser engagierte Anspruch findet sich bereits in den Gründungstagen des Seminars 1980. Damals taten sich Studenten zusammen, um Abwechslung in den Unialltag zu bringen. Gleichzeitig wollten sie sich mit Themen beschäftigen, die damals nur wenig beachtet wurden. „Das Thema erneuerbare Energien steckte Anfang der 80er-Jahre ja noch in den Kinderschuhen, nicht nur in der Uni, sondern auch in der Gesellschaft“, so der wissenschaftliche Mitarbeiter Uwe Krien. Heute müsse man nicht mehr beweisen, dass man mit Solarwärme kühlen kann. „Der Mechanismus soll den Projektteilnehmern einfach vor Augen geführt werden, indem sie die Modelle selbst bauen“, so Krien. Der Solarkühlschrank an sich ist also keine neue Erfindung: Er wird bereits in Entwicklungsländern genutzt.