: Umschwung ist anders
Die britische Mecom veröffentlicht die Halbjahreszahlen – in Deutschland fürchtet man wieder Sparmaßnahmen
Als sich David Montgomery, der Vorstandschef der britischen Aktiengesellschaft Mecom, im Juli im Gebäude des Berliner Verlags aufhielt, wurde er mit drei Kurven konfrontiert, die die deutschen Mecom-Mitarbeiter auf den Fluren und in den Aufzügen ausgehängt hatten. Sie zeigten den Börsenkurs der Mecom von Juli 2007 bis Juli 2008 sowie die Abonnement- und die Gesamtverkaufskurve der Berliner Zeitung seit dem Einstieg von Montgomerys Deutschland-Chef Josef Depenbrock als Chefredakteur Ende Mai 2006: Alle Kurven fielen – der Aktienpreis etwa von knapp 80 auf 18,75 Pence. Die Botschaft an den ungeliebten Konzernchef war klar: Seine Pläne gehen nicht auf.
Die Halbjahreszahlen der Mecom, am Mittwoch veröffentlicht, geben Montgomery keinen Anlass, zu triumphieren, denn es gibt, was den Gesamtkonzern betrifft, keine wesentliche Trendveränderung. Das Unternehmen gab für das erste Halbjahr ein bereinigtes operatives Ergebnis von 64 Millionen Pfund (rund 80 Millionen Euro) an, 2 Millionen Pfund weniger als im Vorjahr. Der Verlust erhöhte sich im Vorjahresvergleich von 16,9 auf 18 Millionen Pfund. Und die Umsatzsteigerung um satte 85 Prozent auf 770 Millionen Pfund ist keine, da in der Zwischenzeit die niederländische Wegener-Gruppe integriert wurde. Umschwung ist etwas anderes.
Bleibt die Frage, was das für die deutschen Mecom-Medien – Berliner Zeitung, Hamburger Morgenpost, Netzeitung – bedeutet. Der Umsatz ist hier sowohl im Anzeigengeschäft als auch im Vertrieb gesunken, und im Konzernbetriebsrat geht man davon aus, dass die Mecom-Spitze aus dieser Entwicklung – „der erwartet schwierigen Ausgangslage“, wie Konzernbetriebsrat Holger Artus sagt – „Handlungsbedarf ableiten“ wird. Was bedeuten würde, dass es bei den Restrukturierungsabsichten bleibt, was ungeschönt heißen würde, dass der Stellenabbau in der deutschen Holding umgesetzt würde: 150 von etwa 930 Stellen sollen wegfallen – auch wenn die Gewerkschaften Mitte August ein Moratorium erwirkt haben: Bis 31. Oktober gibt es keine betriebsbedingten Kündigungen. Aber eben nur bis dann. RAA